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Der Audi Q6 e-tron: Ein Elektro-SUV, das Maßstäbe setzt

Nach einer Verzögerung von gut zwei Jahren ist er endlich da: der Audi Q6 e-tron. Die Erwartungen sind hoch, denn Audi-CEO Gernot Köllner versprach, dass dieses Fahrzeug in fünf Bereichen Maßstäbe setzen würde: Fahrdynamik, Performance, Laden, Reichweite und Design. Doch kann der Q6 e-tron diese hohen Erwartungen erfüllen?



Leistung und Fahrdynamik: Beeindruckende Kraft trifft auf präzise Kontrolle

Beginnen wir mit dem Herzstück des Q6 e-tron: seinem Antrieb. In der SQ6-Variante stehen beeindruckende 380 kW (fast 520 PS) zur Verfügung, die von zwei Elektromotoren an die Achsen abgegeben werden. Das Resultat ist eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in nur 4,3 Sekunden – ein Wert, der selbst manchen Sportwagen alt aussehen lässt.

Doch reine Kraft ist nicht alles. Was wirklich beeindruckt, ist die Art und Weise, wie der Q6 e-tron diese Leistung auf die Straße bringt. Selbst auf unebenen Straßen oder in engen Kurven bleibt das Fahrzeug stets souverän und kontrollierbar. Die Lenkung vermittelt ein präzises Gefühl für die Straße, ohne dabei nervös zu wirken.

Besonders auf kurvigen Landstraßen zeigt der Q6 e-tron seine Stärken. Hier kann man die verschiedenen Fahrmodi voll auskosten. Im Sport-Modus wird die Lenkung direkter, das Fahrwerk straffer, und man spürt förmlich, wie das Fahrzeug förmlich an der Straße klebt. Wechselt man dagegen in den Komfort-Modus, verwandelt sich der sportliche SUV in einen komfortablen Cruiser für lange Autobahnfahrten.

Auch die „schwächere“ Variante mit 295 kW (etwa 390 PS) muss sich nicht verstecken. Sie bietet das gleiche maximale Drehmoment von 855 Nm und unterscheidet sich in der Fahrpraxis kaum von ihrem stärkeren Bruder. Lediglich bei der Höchstgeschwindigkeit gibt es Unterschiede: Während der normale Q6 e-tron bei 210 km/h abregelt, darf die SQ6-Variante bis 230 km/h beschleunigen.

Reichweite und Laden: Vielversprechende Zahlen, aber mit Einschränkungen

Ein kritischer Punkt bei jedem Elektrofahrzeug ist natürlich die Reichweite. Audi verspricht hier bis zu 625 Kilometer nach dem WLTP-Testverfahren. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass diese Zahl mit Vorsicht zu genießen ist. Unter realen Testbedingungen, die auch sportliche Fahrweisen einschlossen, zeigte das Display bei 95% Batterieladung eine Reichweite von 445 Kilometern an – eine deutliche Diskrepanz zur Werksangabe.

Allerdings bietet der Q6 e-tron effektive Möglichkeiten, aktiv zur Reichweitenverlängerung beizutragen. Das Zauberwort heißt hier Rekuperation. Im „B“-Modus (für „Brake“) kann der Fahrer quasi mit einem Pedal fahren. Sobald man vom Gaspedal geht, bremst das Fahrzeug stark ab und gewinnt dabei Energie zurück. Laut Audi können so bis zu 95% der sonst verlorenen Bremsenergie zurückgewonnen werden.

Ein echter Pluspunkt ist das Ladeverhalten des Q6 e-tron. Dank der 800-Volt-Technologie vergehen in der Praxis gerade einmal 21 Minuten, um den Akku von 10% auf 80% aufzuladen. An einer geeigneten Schnellladestation kann der Audi mit bis zu 270 kW laden. Das bedeutet in der Praxis: In 10 Minuten Ladezeit gewinnt man eine Reichweite von etwa 255 Kilometern – ein Wert, der durchaus mit der Tankdauer und Reichweite mancher Benziner mithalten kann.

©Audi
Der Innenraum des Audi Q6 E-Tron

Design: Kontroverse Linienführung und Detaillösungen

Beim Design scheiden sich die Geister. Audi spricht von einem „dynamischen Schattenspiel zwischen Siegen und Kanten“, doch in der Realität wirkt die Linienführung teilweise unruhig und inkonsistent. Besonders auffällig ist eine Linie, die scheinbar aus dem Nichts an der Seite des Fahrzeugs entsteht und sich dann halb um das Heck zieht. Auch die ansteigende und dann abrupt abfallende Dachlinie am Heck mag nicht jedem gefallen.

Die Front des Q6 e-tron polarisiert besonders stark. Im Modell mit S-Line-Paket wirkt der Kühlergrill mit seinen wabenförmigen Elementen sehr dominant. Problematisch wird es bei dunkleren Lackierungen, bei denen das schwarze Audi-Logo auf dem dunklen Untergrund kaum noch zu erkennen ist. Hier wäre vielleicht eine beleuchtete oder kontrastierende Logogestaltung sinnvoll gewesen, um die Premiumpositionierung des Fahrzeugs zu unterstreichen.

Innenraum und Technologie: Informationsflut trifft auf Luxus

Im Innenraum zeigt sich der Q6 e-tron von seiner modernsten Seite. Das neue Designkonzept setzt auf eine Fülle von Informationen und Anzeigen. Besonders auffällig ist das riesige Head-up-Display, das fast schon an eine VR-Brille erinnert. Es bietet zwar eine Menge nützlicher Informationen, erfordert aber auch eine gewisse Eingewöhnungszeit.

Das geschwungene Fahrerdisplay („Curved Display“) präsentiert eine Vielzahl von Informationen, was anfangs etwas überwältigend wirken kann. Die Navigationdarstellung ist jedoch besonders gelungen und bietet eine hervorragende Übersicht. Ein interessantes Feature ist das separate Beifahrerdisplay, das es dem Beifahrer ermöglicht, unabhängig vom Fahrer Informationen abzurufen oder Unterhaltungsmedien zu nutzen.

Die Materialauswahl im Innenraum ist hochwertig und unterstreicht den Premiumanspruch des Q6 e-tron. Allerdings wirkt das Design teilweise etwas überladen, was auf das Bestreben zurückzuführen sein könnte, möglichst viele moderne Informations- und Unterhaltungsfunktionen zu integrieren.

Preisgestaltung und Ausstattung: Premium hat seinen Preis

Mit einem Einstiegspreis von 74.700 Euro positioniert sich der Q6 e-tron klar im Premium-Segment. Die SQ6-Variante startet sogar bei 93.800 Euro. Wer bestimmte Features haben möchte, muss komplette Ausstattungspakete buchen.

Das Basispaket „Tech“ kostet 3.450 Euro und beinhaltet Verbesserungen bei Klimatisierung, Einparkhilfen und Geschwindigkeitsassistenten. Empfehlenswert ist das „Tech Pro“ Paket für 6.500 Euro, das zusätzlich das Beifahrerdisplay, den e-tron Sportklang und das Sportfahrwerk umfasst. Wer noch mehr möchte, kann zum „Tech Plus“ Paket greifen, das unter anderem digitale Lichtsignaturen bietet.

Diese Paketstruktur kann für Käufer, die nur einzelne Features wünschen, frustrierend sein, da sie gezwungen sind, für möglicherweise unerwünschte Extras mitzubezahlen.

©Audi
Der Audi Q6 E-Tron in seiner ganzen Pracht

Fazit: Ein beeindruckender, wenn auch nicht perfekter Elektro-SUV

Hat sich das lange Warten auf den Audi Q6 e-tron gelohnt? Die Antwort lautet: Ja, mit einigen Einschränkungen. In den Bereichen Fahrdynamik und Performance setzt der Q6 e-tron tatsächlich neue Maßstäbe in seiner Klasse. Die Kombination aus Kraft, Präzision und Komfort ist beeindruckend und macht das Fahren zu einem echten Vergnügen.

Auch beim Laden kann der Q6 e-tron punkten. Die kurzen Ladezeiten und die hohe Ladeleistung sind in der Praxis ein echter Mehrwert und mildern die „Reichweitenangst“ deutlich ab. Allerdings bleibt die tatsächliche Reichweite hinter den Werksangaben zurück, was bei intensiver Nutzung zu häufigeren Ladestopps führen könnte.

In Sachen Design und Innenraumgestaltung zeigt sich der Q6 e-tron innovativ, aber nicht unumstritten. Während die Technologie und die Materialqualität im Innenraum überzeugen, könnte die Informationsflut und das teils unruhige Außendesign nicht jedermanns Geschmack treffen.

Der Q6 e-tron richtet sich primär an eine kaufkräftige Zielgruppe, die Wert auf modernste Technologie, sportliche Fahrleistungen und ein Premium-Image legt. Mit seinem hohen Einstiegspreis und den teuren Ausstattungspaketen ist er kein Fahrzeug für preissensible Käufer.

Insgesamt ist der Audi Q6 e-tron ein beeindruckendes Stück Ingenieurkunst, das zeigt, wie weit die Elektromobilität im Premiumsegment bereits fortgeschritten ist. Er setzt in vielen Bereichen neue Standards, ohne jedoch in allen Aspekten revolutionär zu sein. Für Audi-Fans und technikaffine Käufer, die bereit sind, den Premiumaufschlag zu zahlen, ist der Q6 e-tron sicherlich eine attraktive Option im wachsenden Markt der Elektro-SUVs.

Ein Videobericht zu diesem interessanten Fahrzeug, findet ihr auch in dem auto motor sport Kanal auf YouTube.

Bildquellen

  • Audi Q6 E-Tron Innenansicht: Audi
  • Audi Q6 E-Tron Außenansicht Hinten: Audi

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