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Der Aiways U6: Ein Stern aus dem chinesischen E-Auto-Himmel?

In der sich rasant entwickelnden Welt der Elektromobilität tauchen immer wieder neue Spieler auf, die den etablierten Marken Konkurrenz machen wollen. Einer dieser Newcomer ist der chinesische Hersteller Aiways mit seinem Modell U6. Dieses stattliche SUV verspricht mit einem 63 kWh großen Akku, 218 PS und einem Preis von etwas mehr als 48.000 Euro, ein attraktives Gesamtpaket zu bieten. Doch kann der Aiways U6 tatsächlich mit den bekannten Marken mithalten?



Imposante Erscheinung: Das Äußere des Aiways U6

Wer dem Aiways U6 zum ersten Mal begegnet, wird zweifellos von seinen stattlichen Abmessungen beeindruckt sein. Mit einer Länge von über 4,80 Metern überragt dieses SUV locker viele seiner Konkurrenten, wie beispielsweise den Audi Q4 e-tron. Auch in Breite und Höhe zeigt sich der U6 großzügig dimensioniert und sticht damit aus der Masse hervor.

Die imposante Größe verleiht dem Fahrzeug eine starke Präsenz auf der Straße. Die Designer haben sich offensichtlich Mühe gegeben, dem U6 einen eigenständigen Look zu verpassen, der modern und zeitgemäß wirkt. Die Linienführung ist fließend und aerodynamisch, was nicht nur gut aussieht, sondern auch der Effizienz zugutekommt. Besonders auffällig sind die serienmäßigen 20-Zoll-Felgen, die dem SUV einen sportlichen Touch verleihen.

Innenraum: Zwischen Hightech und Gewöhnungsbedürftigkeit

Betritt man den Innenraum des Aiways U6, wird schnell klar, dass hier ein moderner Ansatz verfolgt wurde. Das Cockpit wird von einem riesigen 14,6-Zoll-Touchscreen dominiert, der nahezu sämtliche Bedienfunktionen vereint. Dieser Ansatz erinnert stark an Tesla und zeigt, wohin die Reise in Sachen Fahrzeugbedienung geht.

Die Materialauswahl im Innenraum hinterlässt auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Viele Oberflächen sind weich gepolstert und sehen hochwertig aus. Bei genauerem Hinsehen und Anfassen offenbart sich jedoch, dass es sich größtenteils um Kunststoff handelt. Die Verarbeitungsqualität zeigt sich erst während der Fahrt als verbesserungswürdig, da aus verschiedenen Ecken Knarzen und Quietschen zu vernehmen ist.

Ein interessantes Detail ist die Gangwahlwalze in der Mittelkonsole, die an einen Schubhebel in einem Flugzeugcockpit erinnert. Diese ungewöhnliche Lösung mag zunächst gewöhnungsbedürftig sein, erweist sich im Alltag aber als praktisch und verleiht dem Innenraum einen Hauch von Exklusivität.

Sitzposition und Raumgefühl: Hoch hinaus

Die Sitzposition im Aiways U6 ist typisch für ein SUV: Man thront hoch über der Straße und hat eine gute Übersicht. Allerdings fällt auf, dass die Pedale im Fußraum relativ nah positioniert sind, was zu einer etwas ungewöhnlichen Beinhaltung führt. Die aufrechte Sitzposition mag nicht jedem Fahrer zusagen, bietet aber gerade auf längeren Strecken einen guten Komfort.

Im Fond zeigt der U6 seine Stärken. Dank der großzügigen Außenmaße bietet er auch größeren Passagieren ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Selbst Personen mit einer Körpergröße von 1,87 Metern finden hier bequem Platz. Das macht den U6 zu einem geeigneten Fahrzeug für Familien oder für den Einsatz als komfortables Geschäftsfahrzeug.

Kofferraum: Nicht ganz auf der Höhe

Angesichts der imposanten Außenmaße überrascht das Kofferraumvolumen des Aiways U6 ein wenig. Mit 472 Litern bei aufgestellter Rückbank bietet er zwar ausreichend Platz für den Alltag, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück, die man an ein fast 4,80 Meter langes SUV stellen würde. Immerhin lässt sich das Volumen durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf 1260 Liter erweitern. Dennoch hätte man hier mehr erwartet, zumal viele Konkurrenten in dieser Größenklasse deutlich mehr Stauraum bieten.

Ein kleines, aber nennenswertes Detail: Unter dem Kofferraumboden findet sich ein zusätzliches Staufach, das gerade groß genug ist, um das Ladekabel unterzubringen. Das ist praktisch, verhindert aber, dass man zusätzlichen Stauraum für andere Utensilien hat.

Antrieb und Fahrleistungen: Überraschend agil

Der Aiways U6 überrascht mit seiner Agilität. Mit 218 PS und einem Drehmoment von 350 Nm beschleunigt das SUV in flotten 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das ist für ein Fahrzeug dieser Größe und Gewichtsklasse durchaus beachtlich und sorgt für souveräne Überholmanöver auf der Landstraße oder zügiges Einfädeln auf der Autobahn.

Bemerkenswert ist auch das relativ geringe Gewicht des U6. Mit nur 1788 kg ist er deutlich leichter als viele seiner Konkurrenten, die oft 200 bis 300 kg mehr auf die Waage bringen. Das kommt nicht nur der Beschleunigung, sondern auch der Effizienz zugute.

Allerdings offenbart der U6 in Kurven seine Schwächen. Die Lenkung vermittelt wenig Gefühl für die Vorderräder, was in schnell gefahrenen Kurven zu Unsicherheit führen kann. Hier zeigt sich, dass noch Potenzial für Verbesserungen in der Fahrwerksabstimmung besteht.

Effizienz und Reichweite: Eine positive Überraschung

Trotz seiner imposanten Größe überrascht der Aiways U6 mit beeindruckenden Verbrauchswerten. Der cw-Wert von 0,25 ist für ein SUV dieser Größe bemerkenswert niedrig und trägt maßgeblich zur Effizienz bei. Im Verbrauchstest erreichte das Fahrzeug eine Reichweite von 275 Kilometern, die maximale Reichweite liegt bei etwas mehr als 350 Kilometern. Das sind durchaus respektable Werte, die den U6 auch für längere Strecken tauglich machen.

Diese Effizienz ist besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Akku mit 63 kWh Kapazität im Vergleich zu manch anderen Elektro-SUVs eher klein ausfällt. Hier zeigt sich, dass ein niedriges Gewicht und eine gute Aerodynamik mindestens ebenso wichtig sind wie eine große Batteriekapazität.

Ladegeschwindigkeit: Raum für Verbesserungen

Ein Schwachpunkt des Aiways U6 ist seine Ladeleistung. Obwohl der Hersteller eine maximale Ladeleistung von 90 kW verspricht, erreichte das Testfahrzeug im Test nur 75 kW. Das führt zu relativ langen Ladezeiten: Für eine Aufladung von 10 auf 80 Prozent werden über 50 Minuten benötigt.

Besonders bei längeren Strecken macht sich dies bemerkbar. Für 100 Kilometer zusätzliche Reichweite muss man 23 Minuten einplanen, für 200 Kilometer sind es sogar 42 Minuten. Das ist deutlich länger als bei vielen Konkurrenzmodellen und könnte gerade für Vielfahrer ein Kaufhindernis darstellen.

Positiv zu vermerken ist, dass der U6 serienmäßig mit einer Wärmepumpe ausgestattet ist, was die Effizienz besonders bei niedrigen Temperaturen verbessert. Zudem lässt sich der Akku vorkonditionieren, was theoretisch zu schnelleren Ladezeiten führen sollte. In der Praxis reicht dies jedoch nicht aus, um die eher mittelmäßige Ladeleistung zu kompensieren.

Fahrassistenzsysteme: Umfangreich, aber gewöhnungsbedürftig

Der Aiways U6 ist mit einer Vielzahl von Fahrassistenzsystemen ausgestattet, die die Sicherheit erhöhen sollen. Allerdings erweisen sich diese im Alltag als teilweise gewöhnungsbedürftig. Die Systeme reagieren oft sehr sensibel und warnen den Fahrer mit lauten Pieptönen, was auf Dauer störend sein kann.

Besonders auffällig sind einige ungewöhnliche Warnfunktionen, wie zum Beispiel die Warnung vor Telefonieren während der Fahrt oder vor übermüdetem Fahren. Dafür überwacht eine Kamera im Innenraum ständig den Fahrer – ein Feature, das nicht bei jedem auf Begeisterung stoßen dürfte.

Positiv zu vermerken ist, dass sich alle diese Funktionen individuell ein- und ausschalten lassen. Allerdings erfordert dies einiges an Zeit und Geduld, da man sich durch zahlreiche Menüs im Touchscreen navigieren muss.

Bedienkonzept: Modern, aber nicht immer praktisch

Das Bedienkonzept des Aiways U6 setzt ganz auf Digitalisierung. Fast alle Funktionen werden über den zentralen Touchscreen gesteuert, was dem aktuellen Trend in der Automobilindustrie entspricht. Dies hat Vor- und Nachteile: Einerseits wirkt das Cockpit dadurch aufgeräumt und modern, andererseits kann die Bedienung während der Fahrt ablenkend sein.

Die Menüführung ist grundsätzlich logisch aufgebaut, erfordert aber oft viel Scrollen, um zu den gewünschten Einstellungen zu gelangen. Auch die Klimasteuerung erfolgt über den Touchscreen, was in der Praxis weniger intuitiv ist als klassische Drehregler.

Eine Besonderheit ist die Notwendigkeit, das Fahrzeug beim Verlassen aktiv über das Touchscreen-Menü auszuschalten. Dies ist ungewöhnlich und könnte bei unaufmerksamen Nutzern dazu führen, dass das Auto unbeabsichtigt eingeschaltet bleibt.

Fahrkomfort: Luft nach oben

In Sachen Fahrkomfort zeigt der Aiways U6 noch Verbesserungspotential. Obwohl das Fahrzeug nicht übermäßig hart gefedert ist, werden viele kleine Unebenheiten spürbar in den Innenraum übertragen. Dies könnte teilweise auf die serienmäßigen 20-Zoll-Räder zurückzuführen sein, die zwar optisch ansprechend sind, aber den Fahrkomfort beeinträchtigen.

Auffällig ist auch das Verhalten des Antriebsstrangs im Stadtverkehr. Die Reaktion auf Gaspedalbewegungen ist sehr sensibel, und sobald man den Fuß vom Gas nimmt, setzt sofort eine spürbare Rekuperation ein. Dies führt zu einem ständigen Wechsel zwischen Beschleunigung und Verzögerung, was als unharmonisch empfunden werden kann und Gewöhnung erfordert.

Fazit: Ein vielversprechender Newcomer mit Potenzial

Der Aiways U6 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits überzeugt er mit seiner imposanten Erscheinung, einem geräumigen Innenraum und überraschend guter Effizienz. Die Fahrleistungen sind mehr als ausreichend für den Alltagsgebrauch, und die Reichweite ist trotz des vergleichsweise kleinen Akkus durchaus respektabel.

Andererseits offenbart der U6 noch einige Schwächen, die zeigen, dass Aiways als relativ junger Hersteller noch Erfahrung sammeln muss. Die mittelmäßige Ladeleistung, der verbesserungswürdige Fahrkomfort und einige Detailschwächen im Innenraum machen deutlich, dass noch Optimierungspotenzial besteht.

Für wen könnte der Aiways U6 dennoch eine interessante Option sein? In erster Linie für Käufer, die ein effizientes Elektro-SUV suchen, das nicht an jeder Straßenecke zu finden ist. Der U6 bietet ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis und könnte gerade für Stadtbewohner oder Pendler mit der Möglichkeit zum Heimladen eine interessante Alternative zu etablierten Marken darstellen.

Wer hingegen häufig längere Strecken zurücklegt und dabei auf schnelles Laden angewiesen ist, sollte die begrenzten Lademöglichkeiten des U6 berücksichtigen. Auch Käufer, die besonderen Wert auf Fahrkomfort und eine ausgereifte Fahrdynamik legen, finden bei etablierten Herstellern möglicherweise besser zu ihnen passende Alternativen.

Insgesamt zeigt der Aiways U6, dass die chinesischen Hersteller auf dem besten Weg sind, ernstzunehmende Konkurrenten für die etablierten Marken zu werden. Mit etwas Feinschliff und Weiterentwicklung könnte der U6 in Zukunft zu einer echten Alternative in der Klasse der Elektro-SUVs heranwachsen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich Aiways und andere aufstrebende Marken in den kommenden Jahren auf dem europäischen Markt entwickeln werden.

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