In der 28ten Episode vom Elektroauto Supertest vom 05. Oktober 2023 auf dem YouTube-Kanal von auto motor und sport wird der Opel Astra Electric einem umfassenden Elektroauto-Supertest unterzogen.
Der Elektroautomarkt wächst stetig, und mit dem Opel Astra Electric betritt ein altbekannter Name die elektrische Bühne. Doch wie schlägt sich der Stromer im Vergleich zur Konkurrenz? In diesem Elektroauto-Supertest wird ein genauer Blick auf den elektrischen Opel Astra geworfen und seine Stärken und Schwächen in verschiedenen Bereichen – von der Qualität über die Effizienz bis hin zur Reisetauglichkeit – analysiert.
- Design und Qualität: Solide Basis mit Potenzial
- Raumangebot: Kompakte Außenmaße, clever genutzt
- Fahrdynamik und Komfort: Ausgewogen, aber mit Luft nach oben
- Effizienz als Trumpf: Sparsam wie kaum ein anderer
- Reichweite und Ladeperformance: Licht und Schatten
- Ausstattung und Bedienung: Modern, aber mit Lücken
- Fazit: Effizienter Allrounder mit Verbesserungspotenzial
- AMS YouTube Video zu dem Opel Astra Electric
Design und Qualität: Solide Basis mit Potenzial
Der erste Eindruck zählt, und der Opel Astra Electric weiß hier durchaus zu überzeugen. In elegantem Blaumetallic präsentiert sich der Kompaktwagen von seiner besten Seite. Die Verarbeitungsqualität zeigt sich auf den ersten Blick solide, mit gleichmäßigen Spaltmaßen und einer ordentlichen Lackierung. Zwar ist bei genauerer Betrachtung eine leichte Orangenhaut im Lack erkennbar, doch dies fällt im Alltag kaum ins Gewicht.
Im Innenraum setzt sich der positive Eindruck fort. Opel hat hier auf eine gelungene Mischung aus weichen und harten Oberflächen gesetzt. Die Armlehnen und oberen Bereiche der Türverkleidungen sind angenehm weich gepolstert, während an weniger exponierten Stellen hartplastik zum Einsatz kommt – in dieser Fahrzeugklasse durchaus üblich. Die Verarbeitung wirkt insgesamt hochwertig, mit gut eingepassten Bedienelementen und einem modernen Gesamteindruck.
Besonders positiv fällt auf, dass Opel nicht dem Trend folgt, alle Bedienelemente in Touchscreens zu integrieren. Stattdessen finden sich im Astra Electric noch klassische, gut greifbare Tasten und Drehregler, etwa für die Lautstärkeregelung oder die Klimasteuerung. Dies erhöht die Bedienfreundlichkeit im Alltag deutlich.
Insgesamt erhält der Opel Astra Electric für Qualität und Verarbeitung 4,5 von 6 möglichen Sternen – ein sehr gutes Ergebnis, das sogar den VW ID.3 nach seinem Facelift übertrifft.
Raumangebot: Kompakte Außenmaße, clever genutzt
Mit einer Länge von 4,37 Metern reiht sich der Astra Electric in die Kompaktklasse ein. Im Innenraum zeigt sich, dass Opel die verfügbaren Abmessungen clever zu nutzen weiß. Vorne finden Fahrer und Beifahrer eine großzügige Sitzposition vor, mit ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Auch an Ablagemöglichkeiten mangelt es nicht – von geräumigen Türtaschen bis hin zu praktischen Fächern in der Mittelkonsole ist alles vorhanden.
Im Fond wird es dagegen etwas enger. Für Passagiere ab etwa 1,80 Meter Körpergröße kann es hier schon knapp werden, sowohl was die Beinfreiheit als auch den Kopfraum angeht. Hier zeigt sich, dass der Astra Electric in puncto Innenraumausnutzung nicht ganz mit dem Klassenprimus VW ID.3 mithalten kann.
Beim Kofferraumvolumen muss der Astra Electric ebenfalls Federn lassen. Mit 352 Litern Basisvolumen liegt er 33 Liter unter dem ID.3. Zudem fehlt ein doppelter Ladeboden, was die Unterbringung von Ladekabeln erschwert. Bei umgeklappten Rücksitzen gleicht sich das Volumen zwar wieder an die Konkurrenz an, doch im Alltag könnte der etwas kleinere Kofferraum manchen Kunden stören.
Ein Pluspunkt ist dagegen die Zuladung: Mit 493 Kilogramm liegt der Astra Electric deutlich über dem ID.3 und erlaubt auch mit mehreren Erwachsenen an Bord noch genügend Spielraum für Gepäck. In der Gesamtwertung für das Raumangebot erhält der Opel 3,5 von 6 Sternen – ein solides, wenn auch nicht überragendes Ergebnis.
Fahrdynamik und Komfort: Ausgewogen, aber mit Luft nach oben
Auf der Straße zeigt der Opel Astra Electric seine Stärken und Schwächen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h liegt er 10 km/h über dem oft üblichen Limit von 160 km/h bei Elektroautos. Dies kann auf der Autobahn durchaus von Vorteil sein, etwa beim Überholen von LKW.
Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h absolviert der Astra Electric in 9,1 Sekunden – solide, aber nicht berauschend. Mit 156 PS (115 kW) Leistung und einem Gewicht von knapp 1,7 Tonnen bewegt sich der Stromer im Mittelfeld seiner Klasse. Hier zeigt sich, dass Opel den Fokus eher auf Effizienz als auf sportliche Höchstleistungen gelegt hat.
In Sachen Fahrkomfort präsentiert sich der Astra Electric zwiespältig. Die Grundabstimmung des Fahrwerks tendiert eher zur sportlichen Seite, was sich in einer gewissen Straffheit bemerkbar macht. Auf der Autobahn werden Unebenheiten zwar ordentlich, aber nicht perfekt abgefedert. Besonders bei komplexen Anregungen – etwa Kurven mit gleichzeitigen Bodenwellen – neigt das Fahrwerk zu leichtem Poltern.
Auch beim Geräuschkomfort zeigt sich Verbesserungspotenzial. Bei höheren Geschwindigkeiten dringen mehr Wind- und Abrollgeräusche in den Innenraum als bei manch einem Konkurrenten. Hier macht sich bemerkbar, dass Opel bei der Dämmung nicht in die Vollen gegangen ist.
Trotz dieser Kritikpunkte erhält der Astra Electric in der Kategorie Komfort noch gute 4 von 6 Sternen. Er bietet insgesamt ein ausgewogenes Fahrerlebnis, das für den Alltagsgebrauch völlig ausreichend ist. Wer allerdings höchsten Komfort sucht, könnte bei der Konkurrenz fündiger werden.
Effizienz als Trumpf: Sparsam wie kaum ein anderer
Die absolute Paradedisziplin des Opel Astra Electric ist zweifellos seine Effizienz. Hier kann der Stromer alle Register ziehen und überzeugt mit sensationell niedrigen Verbrauchswerten. Im sogenannten Eco-Test, der eine Mischung aus Stadt-, Überland- und Autobahnfahrten abbildet, kommt der Astra Electric auf einen Verbrauch von lediglich 10,9 kWh/100km. Damit stellt er sogar den bisherigen Rekordhalter Dacia Spring ein – und das, obwohl der Opel deutlich größer und schwerer ist.
Auch im alltagsnahen Testverbrauch bleibt der Astra Electric mit 14,9 kWh/100km äußerst sparsam. Selbst auf der Autobahn bei Tempo 120 km/h liegt der Verbrauch bei moderaten 18,3 kWh/100km. Diese Werte sind nicht nur in der Kompaktklasse, sondern klassenübergreifend herausragend.
Verantwortlich für diese Effizienz ist eine Kombination mehrerer Faktoren. Zum einen hat Opel das Gewicht des Astra Electric mit knapp unter 1,7 Tonnen vergleichsweise niedrig gehalten. Zum anderen kommt ein komplett neu entwickelter, hocheffizienter Elektromotor zum Einsatz. Dieser nutzt modernste Technologien, um die verfügbare Energie bestmöglich in Vortrieb umzusetzen.
Die hervorragende Effizienz des Astra Electric bringt ihm in dieser Kategorie 5,5 von 6 möglichen Sternen ein – ein Wert, der in dieser Fahrzeugklasse seinesgleichen sucht.
Reichweite und Ladeperformance: Licht und Schatten
Die exzellente Effizienz des Astra Electric wirkt sich positiv auf die Reichweite aus. Trotz des mit 54 kWh (brutto) vergleichsweise kleinen Akkus kommt der Opel im Alltagsbetrieb auf eine Reichweite von 346 Kilometern. Im besonders sparsamen Eco-Modus sind sogar bis zu 472 Kilometer möglich. Auf der Autobahn bei Tempo 120 km/h reicht die Batteriekapazität noch für 281 Kilometer.
Diese Werte sind angesichts der Akkugröße beachtlich und bringen dem Astra Electric in der Kategorie Reichweite 3,5 von 6 Sternen ein. Allerdings zeigen sich hier auch die Grenzen der Strategie, auf einen kleineren Akku zu setzen. Für längere Autobahnfahrten bedeutet dies häufigere Ladestopps als bei Konkurrenten mit größeren Batterien.
Bei der Ladegeschwindigkeit offenbart der Astra Electric ebenfalls Licht und Schatten. Die maximale Ladeleistung von 102,6 kW ist im Verhältnis zur Akkugröße durchaus respektabel. Allerdings fällt die Ladekurve recht schnell ab und verläuft dann in einer ungewöhnlichen Treppenfunktion. Im Durchschnitt liegt die Ladeleistung von 10-80% Batteriestand bei etwa 70 kW.
In der Praxis bedeutet dies, dass der Astra Electric für die ersten 100 Kilometer Reichweite 10 Minuten an der Schnellladesäule benötigt. Für 200 Kilometer sind es 25 Minuten, für 300 Kilometer bereits 40 Minuten. Diese Werte sind nicht schlecht, liegen aber hinter den Klassenbesten zurück.
Auf einer Beispielstrecke von 800 Kilometern ergibt sich für den Astra Electric eine Gesamtreisezeit von knapp 9,5 Stunden – etwa 1,5 Stunden mehr als bei den schnellsten Elektroautos. In der Kategorie Reisetauglichkeit reicht es daher nur für 3 von 6 Sternen.
Ausstattung und Bedienung: Modern, aber mit Lücken
In Sachen Ausstattung und Bedienung zeigt der Opel Astra Electric Licht und Schatten. Positiv fällt die gelungene Kombination aus klassischen Bedienelementen und modernem Touchscreen auf. Besonders die griffigen Drehregler für Lautstärke und Klimatisierung sowie die gut erreichbaren Lenkradtasten erleichtern die Bedienung im Alltag.
Das Infotainmentsystem präsentiert sich modern und übersichtlich, reagiert aber gelegentlich etwas träge. Auch die teilweise recht kleine Schriftgröße könnte manchen Nutzern Probleme bereiten. Insgesamt erhält der Astra Electric für die Bedienung dennoch gute 4,5 von 6 Sternen.
Deutliche Abzüge gibt es hingegen bei den spezifischen Elektroauto-Funktionen. Hier fehlen dem Astra Electric einige mittlerweile fast zum Standard gewordene Features. So gibt es keine Möglichkeit zur Vorkonditionierung der Batterie, was besonders im Winter die Ladezeiten verlängern kann. Auch eine einstellbare Begrenzung des maximalen Ladestands sucht man vergebens.
Besonders schmerzlich ist das Fehlen einer ausgereiften Ladeplanung im Navigationssystem. Zwar werden Ladestopps vorgeschlagen, eine detaillierte Planung mit Angaben zu Ladedauer und Batteriereserve bietet der Astra Electric jedoch nicht. In Summe reicht es in der Kategorie Elektroauto-Funktionen daher nur für magere 2 von 6 Sternen – hier besteht dringender Nachholbedarf seitens Opel.
Fazit: Effizienter Allrounder mit Verbesserungspotenzial
Der Opel Astra Electric präsentiert sich als solides Elektroauto mit einigen Stärken, aber auch erkennbaren Schwächen. Seine absolute Paradedisziplin ist zweifellos die Effizienz – hier setzt der Astra Electric Maßstäbe in seiner Klasse. Auch bei Qualität, Verarbeitung und grundlegender Bedienung kann der Opel überzeugen.
Auf der anderen Seite offenbart der Astra Electric Nachholbedarf bei den spezifischen Elektroauto-Funktionen. Hier fehlen einige mittlerweile fast zum Standard gewordene Features, was im Alltag durchaus störend sein kann. Auch bei Raumangebot und Fahrkomfort liegt der Opel nur im Mittelfeld seiner Klasse.
In der Gesamtwertung erreicht der Opel Astra Electric 3,75 von 6 möglichen Sternen. Damit liegt er knapp hinter dem Klassenprimus VW ID.3, der auf 4 Sterne kommt. Mit einem Basispreis von knapp über 45.000 Euro ist der Astra Electric zudem nicht gerade ein Schnäppchen – der ID.3 startet beispielsweise bei unter 40.000 Euro.
Für wen eignet sich der Opel Astra Electric? Er ist eine gute Wahl für Fahrer, die Wert auf Effizienz und niedrige Verbrauchskosten legen und hauptsächlich im urbanen Umfeld oder auf mittleren Distanzen unterwegs sind. Wer häufig lange Strecken zurücklegt oder besonderen Wert auf modernste Elektroauto-Funktionen legt, sollte sich eventuell nach Alternativen umsehen.
Insgesamt bietet der Opel Astra Electric eine solide Basis, auf der Opel in Zukunft aufbauen kann. Mit einigen Software-Updates und der Implementierung fehlender Funktionen könnte aus dem guten durchaus noch ein sehr gutes Elektroauto werden. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich der Astra Electric in Zukunft entwickeln wird.
Das aktuelle Elektroauto Supertest Ranking von allen bisherigen Elektroauto Supertests könnt ihr auf der Ranking Seite einsehen und bei Verständnis Fragen euch auch die Bewertungskriterien durchlesen.
AMS YouTube Video zu dem Opel Astra Electric
Bildquellen
- Opel Astra E Rating Snippet: @Stellantis