In der sich rasant entwickelnden Welt der Elektromobilität ist es nicht leicht, sich von der Masse abzuheben. Besonders wenn man auf einer gemeinsamen Plattform aufbaut, wie es beim modularen Elektrobaukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns der Fall ist. Doch genau das versucht der Cupra Tavascan – und überrascht dabei auf positive Weise. In diesem Artikel besprechen wir den sportlichen Elektro-SUV und erläutern, ob er mehr zu bieten hat als nur ein anderes Design.
- Erste Eindrücke: Mehr als nur ein weiteres MEB-Derivat?
- Leistung und Antrieb: Sportlich, aber nicht übertrieben
- Fahrwerk und Handling: Hier zeigt der Tavascan seine Stärken
- Reichweite und Effizienz: Realistische Werte statt Mondschein-Zahlen
- Aerodynamik: Clevere Lösungen für bessere Effizienz
- Innenraum und Technologie: Moderne Ausstattung mit Cupra-Flair
- Platzangebot und Praktikabilität: Überraschend geräumig
- Preis und Positionierung: Premium mit sportlichem Anspruch
- Fazit: Der Cupra Tavascan überzeugt auf ganzer Linie
Erste Eindrücke: Mehr als nur ein weiteres MEB-Derivat?
Auf den ersten Blick könnte man denken: „Nicht schon wieder ein Elektro-SUV auf MEB-Basis!“ Schließlich gibt es mit VW ID.4, Skoda Enyaq und Audi Q4 e-tron bereits einige Vertreter in dieser Klasse. Doch der Cupra Tavascan will mehr sein als nur ein weiteres Derivat. Er trägt das Kürzel „VZ“, was für „Veloz“ steht – spanisch für „schnell“. Und tatsächlich macht er seinem Namen alle Ehre.
Leistung und Antrieb: Sportlich, aber nicht übertrieben
Unter der Haube – oder besser gesagt im Unterboden – steckt ein Antriebsstrang, der auf den ersten Blick bekannt vorkommt. Zwei Elektromotoren sorgen für Allradantrieb, die Systemleistung liegt bei 340 PS (250 kW). Was zunächst nicht revolutionär klingt, entpuppt sich in der Praxis als ausgewogenes und durchaus kraftvolles Antriebskonzept.
Interessant wird es bei der Verteilung der Leistung: Der Hauptmotor an der Hinterachse ist ein moderner Permanentmagnet-Synchronmotor mit beeindruckenden Effizienzwerten von bis zu 97%. An der Vorderachse kommt ein Asynchronmotor zum Einsatz, der bei Bedarf zugeschaltet wird. Diese Kombination sorgt für eine gute Balance zwischen Effizienz und Traktion.
Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt in sportlichen 5,6 Sekunden – flott, aber nicht atemberaubend. Allerdings geht es Cupra offensichtlich nicht darum, Rekorde zu brechen, sondern ein ausgewogenes Fahrerlebnis zu bieten. Die Höchstgeschwindigkeit ist wie bei vielen Elektroautos auf 180 km/h begrenzt, was in Deutschland durchaus als Einschränkung empfunden werden könnte.
Fahrwerk und Handling: Hier zeigt der Tavascan seine Stärken
Wo der Cupra Tavascan wirklich glänzt, ist das Fahrverhalten. Die Ingenieure haben sichtlich viel Arbeit in die Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung gesteckt. Das Resultat ist beeindruckend: Der Tavascan fährt sich deutlich agiler und präziser als seine Plattform-Geschwister.
Das Fahrwerk ist straffer abgestimmt, ohne dabei unkomfortabel zu werden. In Kurven liegt der Tavascan satt auf der Straße, das Einlenkverhalten ist direkt und präzise. Die Lenkung vermittelt ein gutes Gefühl für die Straße, ohne nervös zu wirken. Besonders in schnell gefahrenen Kurven macht sich die gute Abstimmung bemerkbar – hier fühlt sich der Tavascan deutlich leichtfüßiger an, als man es von einem über zwei Tonnen schweren SUV erwarten würde.
Ein Highlight ist der „Cupra“-Modus, der die Abstimmung noch einmal verschärft. Hier wird die Lenkung noch direkter, das Fahrwerk noch einen Tick straffer. Für den alltäglichen Gebrauch ist dieser Modus vielleicht etwas zu extrem, aber auf kurvigen Landstraßen macht er richtig Spaß.

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SeatReichweite und Effizienz: Realistische Werte statt Mondschein-Zahlen
Bei Elektroautos ist die Reichweite nach wie vor ein heißes Thema. Cupra gibt für den Tavascan eine WLTP-Reichweite von 522 Kilometern an. Wie immer bei diesen Normwerten sollte man diese Zahl mit Vorsicht genießen – sie basiert auf einem sehr optimistischen Fahrzyklus.
In der Praxis zeigt sich der Tavascan aber durchaus effizient. Bei gemischter Fahrt, die auch zügige Autobahnabschnitte beinhalten kann, liegt der Verbrauch bei etwa 19,5 kWh pro 100 Kilometer. Das entspricht einer realistischen Reichweite von knapp 400 Kilometern – ein sehr ordentlicher Wert für ein Fahrzeug dieser Größe und Leistung.
Auf der Autobahn bei konstant 130 km/h steigt der Verbrauch natürlich an. Hier liegt er bei etwa 23,5 kWh pro 100 Kilometer, was immer noch für eine Reichweite von gut 330 Kilometern reicht. Das ist deutlich besser als bei manchen Konkurrenten und zeigt, dass die Arbeit an der Aerodynamik sich auszahlt.
Aerodynamik: Clevere Lösungen für bessere Effizienz
Apropos Aerodynamik: Hier haben die Ingenieure bei Cupra ganze Arbeit geleistet. Der cw-Wert von 0,26 ist für ein SUV dieser Größe beachtlich. Zum Vergleich: Der VW ID.4 GTX kommt auf 0,29 – ein deutlicher Unterschied, der sich besonders bei höheren Geschwindigkeiten bemerkbar macht.
Erreicht wird dieser Wert durch eine Reihe cleverer Lösungen. Die Front ist weitgehend geschlossen, ein aktiver Kühlergrill öffnet sich nur bei Bedarf. Die Räder sind aerodynamisch optimiert, ohne dabei langweilig auszusehen. Am Heck sorgt ein Spoiler für eine saubere Luftabrisskante.
Interessant ist auch, dass einige aerodynamische Elemente am Ende gar keinen messbaren Effekt hatten – sie wurden aber aus optischen Gründen beibehalten. Ein kleines Beispiel dafür, dass bei Cupra nicht nur die reine Effizienz, sondern auch die Emotionalität eine Rolle spielt.
Innenraum und Technologie: Moderne Ausstattung mit Cupra-Flair
Im Innenraum zeigt sich der Tavascan als modernes Elektroauto mit einigen Cupra-typischen Akzenten. Das Cockpit wird von einem großen 15-Zoll-Touchscreen dominiert, der alle wichtigen Funktionen steuert. Die Bedienung ist weitgehend intuitiv, auch wenn man sich an die touch-basierte Steuerung gewöhnen muss.
Die Materialauswahl ist hochwertig, wobei Cupra einen guten Mix aus sportlichen und luxuriösen Elementen gefunden hat. Die kupferfarbenen Akzente, die für Cupra charakteristisch sind, finden sich auch im Innenraum wieder und sorgen für einen edlen Touch. Die Sitze bieten guten Seitenhalt, ohne unbequem zu sein – auch längere Fahrten sind kein Problem.
In Sachen Technologie ist der Tavascan auf der Höhe der Zeit. Ein Head-up-Display, diverse Fahrassistenten und ein leistungsfähiges Infotainmentsystem sind an Bord. Die Sprachsteuerung nutzt KI-Technologie, was in der Praxis aber nicht immer reibungslos funktioniert.
Platzangebot und Praktikabilität: Überraschend geräumig
Trotz der sportlichen Silhouette bietet der Tavascan erstaunlich viel Platz. Vorne sitzen auch größere Personen bequem, im Fond geht es etwas enger zu, aber auch hier finden Erwachsene noch ausreichend Platz. Der Kofferraum fasst 540 Liter, was für die meisten Alltagssituationen ausreichen dürfte.
Ein kleiner Kritikpunkt: Der Frunk, also der vordere Kofferraum, fällt sehr klein aus und eignet sich bestenfalls für das Ladekabel. Hier hätte man vielleicht noch etwas mehr herausholen können.

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seatPreis und Positionierung: Premium mit sportlichem Anspruch
Der Cupra Tavascan positioniert sich preislich im oberen Mittelfeld der Elektro-SUVs. Mit einem Startpreis von knapp unter 60.000 Euro ist er deutlich teurer als ein VW ID.4, aber günstiger als beispielsweise ein Audi Q4 e-tron. Für das Gebotene erscheint der Preis angemessen, zumal die Ausstattung bereits ab Werk recht umfangreich ist.
Cupra zielt mit dem Tavascan eindeutig auf eine jüngere, sportlich orientierte Zielgruppe ab. Wer ein Elektroauto sucht, das mehr Emotionen weckt als der Durchschnitt, aber dennoch alltagstauglich ist, findet im Tavascan einen interessanten Kandidaten.
Fazit: Der Cupra Tavascan überzeugt auf ganzer Linie
Am Ende bleibt der Eindruck eines durchdachten und emotional ansprechenden Elektroautos. Der Cupra Tavascan ist mehr als nur ein weiteres MEB-Derivat – er bringt echten Fahrspaß in die Welt der Elektro-SUVs. Die Ingenieure haben es geschafft, aus der vorhandenen Technik das Maximum herauszuholen und ein Auto zu schaffen, das sich deutlich von seinen Plattform-Geschwistern abhebt.
Besonders beeindruckend ist die Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung. Hier zeigt sich, dass mit viel Feinarbeit auch aus einer bekannten Basis ein völlig neues Fahrgefühl entstehen kann. Der Tavascan fährt sich präzise und agil, ohne dabei den Komfort zu vernachlässigen.
Auch in Sachen Effizienz und Reichweite kann der Tavascan überzeugen. Die aerodynamische Optimierung zahlt sich aus, besonders bei höheren Geschwindigkeiten. Die realistischen Reichweiten sind für die meisten Alltagssituationen mehr als ausreichend.
Kritikpunkte gibt es nur wenige. Die Ladegeschwindigkeit könnte etwas höher sein, und einige Details im Innenraum erinnern noch zu sehr an die Konzernverwandtschaft. Auch die begrenzte Höchstgeschwindigkeit mag manchen stören – hier wäre etwas mehr „Veloz“ durchaus wünschenswert.
Insgesamt hat Cupra mit dem Tavascan aber einen Volltreffer gelandet. Er beweist, dass auch auf einer gemeinsamen technischen Basis ein eigenständiges, emotionales Produkt entstehen kann. Für all jene, die ein Elektroauto suchen, das Fahrspaß und Alltagstauglichkeit verbindet, ist der Tavascan eine echte Empfehlung. Er zeigt eindrucksvoll, dass die Elektromobilität nicht langweilig sein muss – im Gegenteil, sie kann richtig Spaß machen.
Ein Videobericht zu diesem interessanten Fahrzeug, findet ihr auch in dem auto motor sport Kanal auf YouTube.
Bildquellen
- cupra_tavascan_seitliche_ansicht: Seat
- cupra_tavascan_nacht_aufnahme: seat