In der sich rasant entwickelnden Welt der Elektromobilität setzt Mercedes-Benz mit dem EQV ein deutliches Zeichen im Segment der elektrischen Großraumlimousinen. Als elektrifizierte Variante der bekannten V-Klasse verspricht der EQV, Luxus, Platz und umweltfreundlichen Antrieb zu vereinen. Doch kann er dieses Versprechen halten? Überprüfen wir, ob er den hohen Erwartungen gerecht wird.
- Erstes Erscheinungsbild: Eleganz trifft auf Funktionalität
- Innenraum: Luxus und Raum im Überfluss
- Antrieb und Fahrleistungen: Leise Kraft für den Alltag
- Fahrverhalten und Komfort: Sanftes Gleiten auf Rädern
- Reichweite und Laden: Die Achillesferse des EQV?
- Ausstattung und Technologie: Luxus hat seinen Preis
- Assistenzsysteme: Sicherheit groß geschrieben
- Fazit: Luxuriöser Raumgleiter mit kleinen Schwächen
Erstes Erscheinungsbild: Eleganz trifft auf Funktionalität
Der erste Eindruck des EQV ist beeindruckend. Mit einer Länge von 5,14 Metern, einer Breite von 1,93 Metern und einer Höhe von 1,90 Metern ist er zweifellos eine imposante Erscheinung auf der Straße. Die Designer haben es geschafft, dem funktionalen Kastenwagen-Design eine Prise Eleganz zu verleihen.
Die Front wurde im Zuge der Modellpflege komplett überarbeitet. Der neue Kühlergrill, fast vollständig geschlossen und in glänzendem Schwarz gehalten, dominiert die Frontansicht. Der große Mercedes-Stern in der Mitte unterstreicht den Premium-Anspruch des Fahrzeugs. Je nach Ausstattung kann der Kühlergrill sogar beleuchtet werden – ein echter Hingucker, besonders in der Dunkelheit.
Die Seitenansicht wird von einer durchgehenden Linie geprägt, die sich von der Front bis zum Heck zieht. Chromelemente an den Schwellern und den Fenstereinfassungen verleihen dem EQV einen zusätzlichen Hauch von Luxus. Die optionalen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen runden das Bild ab und passen perfekt zur Größe des Fahrzeugs.
Am Heck fallen die neuen, leicht abgedunkelten Rückleuchten auf. Eine Chromspange unterhalb der geteilten Heckklappe und der prominent platzierte „Mercedes-Benz“-Schriftzug in Chrom setzen weitere optische Akzente.
Insgesamt präsentiert sich der EQV als gelungene Mischung aus Funktionalität und Eleganz. Er macht deutlich, dass auch ein Großraumfahrzeug durchaus attraktiv gestaltet sein kann.
Innenraum: Luxus und Raum im Überfluss
Beim Einstieg in den EQV wird sofort klar: Hier steht Komfort an erster Stelle. Die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung sind auf einem sehr hohen Niveau. Weiche Oberflächen, hochwertige Kunststoffe und edle Holzapplikationen dominieren das Bild.
Das Armaturenbrett wird von einem großen „Widescreen Cockpit“ beherrscht, das aus zwei 12,3-Zoll-Bildschirmen besteht. Es verleiht dem Innenraum einen modernen, technologieaffinen Touch, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Die Bedienelemente sind ergonomisch angeordnet und größtenteils intuitiv zu bedienen.
Ein besonderes Highlight sind die Sitze. In der Basisversion bietet der EQV vier Einzelsitze im Fond, die sich vielfältig verstellen lassen. Wer es noch luxuriöser mag, kann optional sogenannte „Luxussitze“ ordern. Diese bieten neben einer Liegeposition auch Massage-, Belüftungs- und Heizfunktionen – perfekt für lange Reisen oder Chauffeur-Dienste.
Der Platz im EQV ist, wie zu erwarten, üppig. Selbst großgewachsene Personen finden vorne wie hinten ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Die Flexibilität der Sitzanordnung ist beeindruckend: Die Sitze lassen sich verschieben, drehen oder bei Bedarf sogar komplett ausbauen.
Antrieb und Fahrleistungen: Leise Kraft für den Alltag
Der EQV wird von einem Elektromotor an der Vorderachse angetrieben, der 150 kW (204 PS) leistet und ein maximales Drehmoment von 365 Nm bietet. Diese Leistung mag für ein Fahrzeug dieser Größe und mit einem Leergewicht von rund 2,8 Tonnen zunächst nicht überwältigend erscheinen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass der Antrieb für den alltäglichen Gebrauch mehr als ausreichend dimensioniert ist.
Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 140 km/h begrenzt, lässt sich aber optional auf 160 km/h anheben. Im Stadtverkehr und auf Landstraßen fühlt sich der EQV agil und souverän an. Der Elektromotor liefert seine Leistung linear und ohne Verzögerung, was besonders beim Anfahren und bei Überholvorgängen von Vorteil ist.
Für sportlichere Fahrten kann der „Sport“-Modus aktiviert werden, der die Leistungsentfaltung nochmals direkter gestaltet. Im Gegenzug bietet der „Eco“-Modus die Möglichkeit, sparsamer unterwegs zu sein und die Reichweite zu optimieren.

Fahrverhalten und Komfort: Sanftes Gleiten auf Rädern
Trotz seiner Größe lässt sich der EQV erstaunlich leichtfüßig bewegen. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt und schluckt die meisten Unebenheiten souverän, ohne dabei schwammig zu wirken. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt das Fahrzeug ruhig und spurstabil.
Die Lenkung ist gut austariert – leichtgängig genug für müheloses Manövrieren in der Stadt, aber dennoch präzise genug, um auch auf kurvigen Landstraßen Vertrauen zu vermitteln. Die Geräuschkulisse im Innenraum ist beeindruckend niedrig, was zum Teil dem Elektromotor, aber auch der guten Dämmung zu verdanken ist.
Ein besonderes Lob verdient die Rundumsicht. Trotz der Größe des Fahrzeugs hat man dank der großen Fensterflächen und der erhöhten Sitzposition stets einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen.
Reichweite und Laden: Die Achillesferse des EQV?
Der EQV wird mit zwei Batterieoptionen angeboten: 60 kWh oder 90 kWh (Nettowerte). Mit der größeren Batterie verspricht Mercedes eine Reichweite von bis zu 365 Kilometern nach WLTP-Norm. In der Praxis dürfte dieser Wert jedoch schwer zu erreichen sein. Bei vorsichtiger Fahrweise und unter günstigen Bedingungen sind die angegebenen 365 Kilometer vielleicht erreichbar, im Alltag und besonders im Winter muss man jedoch mit einer deutlich geringeren Reichweite rechnen.
Das Laden erfolgt über einen Anschluss an der Front des Fahrzeugs. An einer Wallbox oder öffentlichen AC-Ladestation lädt der EQV mit maximal 11 kW, was eine Vollladung in etwa 10 Stunden ermöglicht. An einer DC-Schnellladestation sind bis zu 110 kW möglich, wodurch sich die Batterie in etwa 40 Minuten von 10% auf 80% aufladen lässt.
Ausstattung und Technologie: Luxus hat seinen Preis
Die Basisausstattung des EQV ist ordentlich, aber nicht überwältigend. Serienmäßig sind unter anderem das neue Lenkrad mit kapazitiven Sensoren, das Widescreen-Cockpit, eine Klimaanlage und elektrische Schiebetüren an beiden Seiten an Bord.
Die Liste der optionalen Ausstattungen ist lang und bietet die Möglichkeit, den EQV nach individuellen Wünschen zu konfigurieren. Von einem Panorama-Glasdach über ein verbessertes Soundsystem bis hin zu den erwähnten Luxussitzen ist vieles möglich – allerdings zu teilweise beträchtlichen Aufpreisen.
Das Infotainmentsystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience) ist modern und reaktionsschnell. Es bietet eine Vielzahl von Funktionen, darunter eine spezielle Routenplanung für Elektrofahrzeuge, die Ladestopps automatisch einplant. Apple CarPlay und Android Auto sind kabellos verfügbar.
Assistenzsysteme: Sicherheit groß geschrieben
Der EQV bietet eine umfangreiche Palette an Assistenzsystemen. Schon in der Basisversion sind ein Aufmerksamkeits-, ein Totwinkel- und ein Notbremsassistent sowie ein adaptiver Tempomat an Bord. Optional lässt sich das Fahrzeug mit weiteren Systemen wie einem aktiven Lenkassistenten, einer 360-Grad-Kamera und einem erweiterten Stauassistenten ausstatten.
In der Praxis funktionieren diese Systeme größtenteils gut, auch wenn der Spurhalteassistent manchmal etwas zu aggressiv eingreift. Insgesamt tragen die Assistenzsysteme aber zu einem sicheren und entspannten Fahrgefühl bei.

Fazit: Luxuriöser Raumgleiter mit kleinen Schwächen
Der Mercedes EQV ist ohne Zweifel ein beeindruckendes Fahrzeug. Er verbindet den Luxus und Komfort, für den Mercedes-Benz bekannt ist, mit einem umweltfreundlichen Elektroantrieb und dem Platzangebot eines Vans. Für Familien, die viel Platz benötigen, oder Unternehmen, die einen komfortablen Shuttle-Service anbieten möchten, ist der EQV eine attraktive Option.
Zu den Stärken des EQV gehören zweifellos sein großzügiges Platzangebot, die hochwertige Verarbeitung und das komfortable Fahrverhalten. Auch die Vielseitigkeit des Innenraums und die moderne Technologie sind Pluspunkte.
Auf der anderen Seite stehen der hohe Preis – der EQV startet bei rund 75.000 Euro – und die für ein Elektrofahrzeug dieser Preisklasse eher mäßige Reichweite. Auch die Ladegeschwindigkeit könnte angesichts der Batteriegröße höher sein.
Letztendlich ist der Mercedes EQV ein Nischenprodukt, das seine Zielgruppe sicherlich begeistern wird. Für den Massenmarkt ist er zu teuer und zu spezialisiert. Wer jedoch ein geräumiges, luxuriöses und dabei umweltfreundliches Fahrzeug sucht und bereit ist, dafür tief in die Tasche zu greifen, findet im EQV einen komfortablen und vielseitigen Begleiter für den Alltag und lange Reisen.
Ein Videobericht zu dem Mercedes EQV findet ihr auch in dem ADAC Kanal auf YouTube.