Die Bild-Zeitung hat Anfang Mai einen Artikel veröffentlicht, in dem sie Elektroautos und Verbrenner direkt miteinander verglichen hat. Das Fazit: Verbrenner sind deutlich günstiger in den Verbrauchszahlen. Doch diese Rechnung wirft einige Fragen auf.
Konstruktive Diskussion statt Pauschalurteile
Auch wenn ich diese Seite aufgrund meines Umstiegs auf ein Elektroauto gegründet habe, bin ich kein Freund davon, Verbrenner komplett abzuschreiben oder schlecht zu reden. Es braucht eine konstruktive Diskussion über die Vor- und Nachteile beider Antriebsarten. Eine faktenbasierte Aufklärung ist entscheidend, damit jeder selbst entscheiden kann, welche Antriebsart am besten zu ihm passt.
Dennoch rege ich mich innerlich sehr auf, wenn ich Artikel lese, die anscheinend nur darauf abzielen, die Elektromobilität schlechtzureden. Besonders, wenn die dort aufgeführten „Fakten und Daten“ keinen Sinn ergeben. So auch der Artikel der Bild-Zeitung, der die Verbrauchskosten von Elektroautos und Verbrennern vergleicht. Interessanterweise kommt die Bild-Zeitung zu einem ganz anderen Ergebnis als viele professionelle Studien, über die ich bereits berichtet habe.

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@kreiert mit DAL-EFragwürdige Vergleichsgrundlagen
Ein genauer Blick auf die zugrunde gelegten Zahlen zeigt die Schwächen der Berechnung. Für die Verbrauchskosten eines Elektroautos wurden folgende Annahmen getroffen:
- Eine Ladung an einer normalen AC-Ladesäule kostet durchschnittlich 55 Cent pro Kilowattstunde.
- Eine Ladung an einer DC-Schnellladesäule kostet 66 Cent pro Kilowattstunde.
- Der Durchschnittsverbrauch eines Elektroautos wurde mit 20 kWh/100 km angesetzt.
Das klingt zunächst plausibel. Laden an öffentlichen Säulen, besonders auf Autobahnen, ist teurer als in der Stadt oder zu Hause. Wahrscheinlich ging die Studie von einem reinen Autobahn-Laden aus, was auch den hohen Durchschnittsverbrauch von 20 kWh/100 km erklärt. Realistisch betrachtet liegt dieser Wert bei einem Mix aus Stadt, Landstraße und Autobahn eher bei 15 bis maximal 17 kWh.
Bei den Verbrennern wurden jedoch sehr optimistische Werte angenommen:
- Super E10 mit einem Durchschnittspreis von 1,73 Euro pro Liter.
- Ein Verbrauch von 6 Litern/100 km.
Das erscheint unrealistisch. Selbst mein sparsam gefahrenes Peugeot RCZ erreicht keine 6 Liter/100 km, schon gar nicht bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h. Realistischer wären hier 8 Liter. Auch der angegebene Preis ist fragwürdig. Selbst E10 liegt im Jahr 2024 im Schnitt bei 1,83 Euro pro Liter.

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@kreiert mit DAL-EEin fairer Vergleich
Um einen fairen Vergleich zu machen, sollten wir die optimalen Werte beider Antriebsarten heranziehen. Dabei berücksichtigen wir einen guten Mix aus Stadt, Landstraße und Autobahn auf 100 km. Getankt wird eher in der Stadt oder auf dem Land, wo die Preise im Schnitt niedriger sind.
Antriebsart | Verbrauch | Kosten pro Einheit | Gesamtkosten |
Elektroauto | 16 kWh | 0,40 € Strom-Mix | 6,40 € |
Verbrenner | 6,5 Liter | 1,83 € Super E10 | 10,98 € |
Ein solcher Vergleich sollte nicht darauf abzielen, Verbrenner schlecht dastehen zu lassen, sondern realistisch sein. Kein Elektroautofahrer lädt ausschließlich an teuren Schnellladestationen, es ist ein Mix aus verschiedenen Lademöglichkeiten. Diese Berechnung wird auch von aktuellen ADAC-Kostenvergleichen und weiteren Quellen gestützt.
Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Antriebsart seinen Erwartungen entspricht. Doch bitte hinterfragt solche Vergleiche kritisch, wenn ihr euch mit dem Thema auseinandersetzt!
Bildquellen
- Verbrenner-gegen-Elektroauto-V1: @kreiert mit DAL-E
- Verbrenner-gegen-Elektroauto-V3: @kreiert mit DAL-E
- Verbrenner gegen Elektroauto V2: kreiert mit DAL-E