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GWM Ora 07 – Ist China mit ihren Elektrofahrzeugen besser?

In der sich rasant entwickelnden Welt der Elektromobilität drängen immer mehr chinesische Hersteller auf den europäischen Markt. Einer davon ist Great Wall Motors (GWM) mit seiner Elektromarke Ora. Nach dem kompakten Ora 03 wagt sich der Hersteller nun mit dem Ora 07 in die elektrische Oberklasse. Die Frage ist, ob die elegante Fließhecklimousine das Zeug dazu hat, etablierten Premiumherstellern Paroli zu bieten.



Erster Eindruck: Eleganz trifft auf Eigenständigkeit

Auf den ersten Blick fällt vor allem eines auf: Der Ora 07 ist ein echter Hingucker. Mit einer Länge von 4,87 Metern, einer Breite von 1,86 Metern und einer Höhe von 1,5 Metern präsentiert sich das Fahrzeug als stattliche Limousine mit coupéhaften Zügen. Die Designer haben ganze Arbeit geleistet und dem Ora 07 eine eigenständige, elegante Formensprache verliehen.

Die Front wird von ovalen LED-Scheinwerfern dominiert, die perfekt zum Firmenlogo passen. Eine flache Motorhaube und ein schmaler Lufteinlass sorgen für eine sportliche Anmutung. Die Seitenansicht beeindruckt durch eine stark abfallende Dachlinie, die dem Ora 07 seine charakteristische Fließhecksilhouette verleiht. Chromakzente an den Schwellern und versenkbare Türgriffe unterstreichen den Premium-Anspruch.

Am Heck fallen vor allem die markanten, weit in die Seiten gezogenen Rückleuchten auf. Ein optionaler, automatisch ausfahrbarer Spoiler verleiht dem Ora 07 zusätzliche Dynamik. Insgesamt präsentiert sich das Fahrzeug als gelungene Mischung aus Eleganz und Sportlichkeit, die sich wohltuend von der Masse abhebt.

Innenraum: Premium-Ambiente mit kleinen Schwächen

Im Innenraum setzt sich der positive erste Eindruck fort. Die Materialauswahl und Verarbeitungsqualität können sich durchaus mit etablierten Premiumherstellern messen. Weiche, teilweise perforierte Oberflächen, saubere Ziernähte und Metallapplikationen sorgen für ein hochwertiges Ambiente.

Das Cockpit wird von zwei großen Displays dominiert: einem 10,25-Zoll-Bildschirm hinter dem Lenkrad und einem 12,3-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole. Die Bedienung erfolgt überwiegend über den Touchscreen, was nicht jedermanns Sache sein dürfte. Immerhin gibt es für wichtige Funktionen wie die Klimaanlage noch physische Tasten.

Das Platzangebot vorne ist großzügig, selbst großgewachsene Fahrer finden eine komfortable Sitzposition. Im Fond wird es dagegen aufgrund der abfallenden Dachlinie etwas enger, vor allem was die Kopffreiheit angeht. Der Kofferraum fasst 333 Liter, was für ein Fahrzeug dieser Größe eher bescheiden ist. Bei umgeklappten Rücksitzen wächst das Volumen auf 1.045 Liter.

Ein Kritikpunkt ist die relativ hohe Sitzposition, die nicht ganz zur sportlichen Ausrichtung des Fahrzeugs passt. Auch die nicht verstellbaren Kopfstützen könnten für größere Fahrer ein Problem darstellen.

Antrieb und Fahrleistungen: Souverän, aber nicht revolutionär

Der Ora 07 wird in zwei Antriebsvarianten angeboten. Bei dem Basisantrieb leistet ein Elektromotor an der Vorderachse 150 kW (204 PS) und liefert ein maximales Drehmoment von 340 Nm. Damit beschleunigt der gut zwei Tonnen schwere Wagen in 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 km/h.

In der Praxis fühlt sich der Ora 07 durchaus souverän an. Der Durchzug ist dank des sofort verfügbaren Drehmoments beeindruckend, vor allem im Stadtverkehr und bei Überholvorgängen auf der Landstraße. Auf der Autobahn macht sich das hohe Gewicht dann doch bemerkbar, hier wirkt der Antrieb etwas weniger spielerisch.

Wer mehr Leistung wünscht, kann zur GT-Version greifen. Diese verfügt über zwei Elektromotoren mit jeweils 150 kW, was eine Systemleistung von 300 kW (408 PS) und ein Drehmoment von 680 Nm ergibt. Zudem bietet die GT-Version Allradantrieb.

©GWM
Der Innenraum des GWM Ora 07

Fahrwerk und Handling: Komfort mit Verbesserungspotenzial

Bei der Fahrwerksabstimmung zeigt der Ora 07 noch Schwächen. Trotz des hohen Gewichts und der stattlichen Länge ist der Fahrkomfort gerade in der Stadt und auf Landstraßen überraschend straff. Unebenheiten werden deutlich spürbar an die Insassen weitergegeben. Auf der Autobahn zeigt sich das Fahrwerk dann von seiner besseren Seite und bietet einen angemessenen Komfort.

Die Lenkung ist präzise, könnte aber etwas mehr Rückmeldung vertragen. In Kurven neigt sich die Karosserie spürbar, bleibt aber gut beherrschbar. Insgesamt macht der Ora 07 einen sicheren Eindruck, kann aber fahrdynamisch nicht ganz mit den besten seiner Klasse mithalten.

Reichweite und Laden: Solide, aber nicht überragend

Der Ora 07 wird mit zwei Akkugrößen angeboten: 64,3 kWh für die Basisversionen und 83,5 kWh für die GT-Variante. Die Version mit dem kleineren Akku soll laut WLTP-Norm eine Reichweite von bis zu 440 Kilometern bieten. In der Praxis dürften eher 350-400 Kilometer realistisch sein.

Die Ladegeschwindigkeit ist ein Schwachpunkt des Ora 07. An Wechselstrom-Ladepunkten lädt er mit maximal 11 kW, an Gleichstrom-Schnellladesäulen sind nur bis zu 88 kW möglich. Das resultiert in vergleichsweise langen Ladezeiten: Von 10 auf 80 Prozent dauert es beim kleinen Akku 36 Minuten, beim großen sogar 43 Minuten. Moderne 800-Volt-Ladetechnik oder bidirektionales Laden sucht man vergebens.

Assistenzsysteme: Umfangreich, aber noch nicht ausgereift

Der Ora 07 ist ab Werk mit einer Vielzahl von Assistenz- und Sicherheitssystemen ausgestattet. Dazu gehören unter anderem ein Notbremsassistent, Spurhalte- und Spurwechselassistent, adaptiver Tempomat, Stauassistent und ein 360-Grad-Kamerasystem.

In der Praxis zeigen sich diese Systeme jedoch noch nicht vollständig ausgereift. Besonders der Spurhalteassistent greift teilweise zu stark ein und lässt sich nur schwer übersteuern. Auch der adaptive Tempomat arbeitet nicht immer so sanft und vorausschauend, wie man es von Premium-Fahrzeugen erwarten würde.

Preise und Ausstattung: Viel Auto fürs Geld

Mit einem Einstiegspreis von knapp 42.000 Euro für die Basisversion „Pure“ positioniert sich der Ora 07 preislich attraktiv. Die „Pro“-Version bietet mehr Ausstattung bei gleichem Antriebsstrang. Die Topversion „GT“ mit Allradantrieb, größerem Akku und mehr Leistung dürfte deutlich teurer ausfallen.

Die Ausstattung ist bereits ab Werk umfangreich. Digitales Cockpit, 12,3-Zoll-Touchscreen, Panorama-Glasdach, elektrische Heckklappe und kabellose Smartphone-Integration sind immer an Bord. In höheren Ausstattungslinien kommen Features wie ein Head-up-Display, Premium-Soundsystem und Massagesitze hinzu.

©GWM

Fazit: Vielversprechender Newcomer mit Potenzial

Der GWM Ora 07 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits beeindruckt er mit einem eigenständigen, eleganten Design, hochwertiger Verarbeitung und einer umfangreichen Ausstattung zu einem attraktiven Preis. Andererseits offenbart er in einigen Bereichen noch Schwächen, die man von einem Fahrzeug dieser Klasse nicht erwartet.

Zu den Stärken zählen definitiv das Außen- und Innendesign, die Materialanmutung und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch der Antrieb erledigt seine Aufgabe souverän, wenn auch nicht herausragend.

Verbesserungspotenzial besteht vor allem beim Fahrwerk, das gerade im Stadtverkehr zu unkomfortabel abgestimmt ist. Auch die Ladegeschwindigkeit und die noch nicht optimal abgestimmten Assistenzsysteme lassen Raum für Optimierungen.

Für wen eignet sich der Ora 07 also? Er ist eine interessante Option für Käufer, die ein stylisches, geräumiges Elektroauto suchen und bereit sind, dem Newcomer eine Chance zu geben. Wer Wert auf sportliche Fahreigenschaften und modernste Ladetechnik legt, sollte sich jedoch auch bei etablierten Herstellern umschauen.

Insgesamt zeigt der Ora 07, dass chinesische Hersteller auf dem besten Weg sind, auch im Premiumsegment eine ernstzunehmende Konkurrenz zu werden. Mit einigen Verbesserungen in Abstimmung und Technik könnte der Ora 07 in Zukunft zu einem echten Geheimtipp avancieren.

Ein Videobericht zu dem GWM Ora 07, findet ihr auch in dem ADAC Kanal auf YouTube.

Bildquellen

  • ORA_07_GRAY_036-scaled: GWM
  • ORA_07_PURPLE_049-scaled: GWM

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