Die Elektromobilität schreitet mit großen Schritten voran, und immer mehr Hersteller wagen sich in das Segment der elektrischen Hochleistungsfahrzeuge. Mit dem Lotus Emeya betritt nun ein traditionsreicher britischer Sportwagenhersteller die Bühne der Elektro-SUVs. Doch kann der Newcomer etablierten Größen wie Porsche Taycan die Stirn bieten? In diesem Artikel nehmen wir den Lotus Emeya genau unter die Lupe und prüfen, ob er das Zeug dazu hat, die Krone der Elektro-Performance-Fahrzeuge zu erobern.
- Design und Ausstattung: Ein Hingucker auf der Straße
- Leistung und Fahrdynamik: Beeindruckende Zahlen, aber mit Einschränkungen
- Reichweite und Verbrauch: Leistung hat ihren Preis
- Laden: Neuer Rekordhalter an der Ladesäule
- Infotainment und Assistenzsysteme: Moderne Technik mit kleinen Schwächen
- Alltagstauglichkeit: Luxus-Sportler mit Einschränkungen
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Premium hat seinen Preis
- Fazit: Ein beeindruckender Einstieg in die Elektromobilität
Design und Ausstattung: Ein Hingucker auf der Straße
Der Lotus Emeya fällt auf – und das ist noch untertrieben. Mit seiner aggressiven Frontpartie, den markanten Lufteinlässen und der coupéhaften Silhouette zieht er die Blicke magisch an. Die Testfarbe, ein strahlendes Metallicgelb, verstärkt diesen Effekt noch. Egal ob Oma oder Kind, der Emeya sorgt für offene Münder und neugierige Blicke.
Im Innenraum setzt sich die Exklusivität fort. Hochwertige Materialien wie Carbon und feines Leder dominieren das Cockpit. Das große zentrale Display reagiert dank Gaming-Prozessor blitzschnell und lässt die Bedienung zum Kinderspiel werden. Die Ambientebeleuchtung taucht den Innenraum in stimmungsvolles Licht, während das außergewöhnlich geformte Lenkrad einen futuristischen Touch verleiht.
Besonders hervorzuheben sind die Massagesitze, die in ihrer Wirkung fast an eine echte Massage heranreichen – ein Novum in der Automobilbranche. Auch in Sachen Platzangebot punktet der Emeya: Trotz seiner sportlichen Auslegung bietet er sowohl vorne als auch hinten großzügigen Raum für Insassen und Gepäck.
Leistung und Fahrdynamik: Beeindruckende Zahlen, aber mit Einschränkungen
Unter der Haube steckt ein echtes Kraftpaket: 916 PS katapultieren den Emeya in atemberaubenden 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Noch beeindruckender ist der Sprint von 0 auf 200 km/h, den der Elektro-Bolide in nur 8,6 Sekunden absolviert. Damit bewegt sich der Lotus in der Liga von Supersportwagen wie dem Porsche 911 Turbo S.
Doch Vorsicht: So beeindruckend die Zahlen auch sein mögen, in der Praxis offenbart der Emeya einige Schwächen. Bei voller Beschleunigung neigt das Fahrzeug zum „Schwimmen“, was es für ungeübte Fahrer schwer beherrschbar macht. Besonders auf nasser Fahrbahn oder in Kurven kann dies zu kritischen Situationen führen.
Das Fahrwerk zeigt sich im Vergleich zum Porsche Taycan weniger ausgewogen. Während der Porsche auch bei hohen Geschwindigkeiten souverän und sicher auf der Straße liegt, wirkt der Lotus nervöser und weniger präzise. Bodenwellen und Unebenheiten werden spürbarer in den Innenraum übertragen, was den Komfort auf längeren Strecken beeinträchtigt.
Reichweite und Verbrauch: Leistung hat ihren Preis
In Sachen Effizienz muss der Lotus Emeya Federn lassen. Im Test lag der Durchschnittsverbrauch nie unter 27 kWh/100 km, selbst bei zurückhaltender Fahrweise. Zum Vergleich: Ein Porsche Taycan kommt unter ähnlichen Bedingungen mit 23-24 kWh/100 km aus. Bei sportlicher Fahrweise und Geschwindigkeiten jenseits der 200 km/h klettert der Verbrauch schnell auf über 40 kWh/100 km.
Die reale Reichweite fällt entsprechend geringer aus als bei manchem Konkurrenten. Für die Teststrecke von München nach Bensheim (366 km) war ein Ladestopp erforderlich. Wer mit dem Emeya auf Langstrecke gehen möchte, sollte also Ladepausen einplanen – allerdings macht der Lotus dies mit seiner herausragenden Ladegeschwindigkeit wieder wett.
Laden: Neuer Rekordhalter an der Ladesäule
Hier trumpft der Lotus Emeya richtig auf und setzt neue Maßstäbe in der Elektromobilität. Mit einer Ladeleistung von bis zu 350 kW lädt er schneller als jedes andere Elektroauto auf dem Markt. In der Praxis bedeutet das: Von 10% auf 80% Akkuladung in nur 14 Minuten und 6 Sekunden. Damit unterbietet er sogar den bisherigen Spitzenreiter Porsche Taycan um fast 4 Minuten.
Besonders beeindruckend: Der Lotus hält diese hohe Ladeleistung über einen weiten Ladebereich aufrecht. Selbst bei einem Ladestand von 48% wurden noch 353 kW gemessen. Dies macht Ladestopps auf der Langstrecke zu kurzen Pausen, die kaum länger dauern als ein normaler Toilettengang.
Ein weiterer Pluspunkt: Der Emeya kann mit 22 kW an AC-Ladesäulen laden – doppelt so schnell wie viele Konkurrenten. Dies ist besonders praktisch beim Laden über Nacht oder an öffentlichen Ladesäulen in Städten.
Infotainment und Assistenzsysteme: Moderne Technik mit kleinen Schwächen
Das Infotainmentsystem des Lotus Emeya überzeugt mit seiner intuitiven Bedienung und schnellen Reaktionszeit. Besonders hervorzuheben ist die intelligente Routenplanung, die Ladestopps automatisch einplant und dabei Faktoren wie Ladeleistung und gewünschten Akku-Füllstand bei Ankunft berücksichtigt.
Die Darstellung der Route mit alternativen Strecken, Ladezeiten und erwarteten Energieverbräuchen ist übersichtlich und praxisnah. Auch die Filtermöglichkeiten für Ladestationen sind durchdacht und lassen keine Wünsche offen.
Kritik gibt es für die Begrenzung der Assistenzsysteme auf 150 km/h. Oberhalb dieser Geschwindigkeit muss der Fahrer selbst lenken und den Abstand zum Vordermann einhalten. Auch das ständige Piepen, wenn das Lenkrad nicht an der vom System gewünschten Position gehalten wird, kann auf Dauer nerven.
Alltagstauglichkeit: Luxus-Sportler mit Einschränkungen
Mit einer Länge von über 5 Metern ist der Lotus Emeya kein Kleinwagen. Im städtischen Verkehr und beim Parken macht sich dies durchaus bemerkbar. Allerdings profitiert das Design von den großzügigen Abmessungen, die dem Emeya seine beeindruckende Präsenz verleihen.
Der Kofferraum mit 611 Litern Volumen bietet ausreichend Platz für Gepäck, auch wenn er nicht zu den größten seiner Klasse gehört. Ein zusätzliches Staufach unter der Fronthaube (Frunk) mit 46 Litern Volumen bietet Platz für Ladekabel oder kleinere Taschen.
Für den alltäglichen Gebrauch zeigt sich der Emeya durchaus praktikabel, auch wenn er in erster Linie ein Hochleistungs-Sportwagen ist. Die erhöhte Sitzposition und die gute Rundumsicht erleichtern das Manövrieren, während die Komfortausstattung auch längere Fahrten angenehm gestaltet.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Premium hat seinen Preis
Mit einem Grundpreis von rund 95.990 Euro ist der Lotus Emeya kein Schnäppchen. Allerdings relativiert sich der Preis, wenn man die gebotene Leistung und Ausstattung betrachtet. Im Vergleich zu einem ähnlich ausgestatteten Porsche Taycan Turbo S, der deutlich über 150.000 Euro kostet, erscheint der Lotus sogar fast als Schnäppchen.
Zu beachten sind die höheren Verbräuche, die sich langfristig in den Betriebskosten niederschlagen. Allerdings bleiben die Energiekosten selbst bei sportlicher Fahrweise deutlich unter denen eines vergleichbaren Verbrenners. Bei Nutzung günstiger Ladeangebote wie dem „Autowäsche Power“-Tarif können 100 km für etwa 17-18 Euro zurückgelegt werden – ein Bruchteil dessen, was ein leistungsstarker Verbrenner-SUV verbrauchen würde.
Fazit: Ein beeindruckender Einstieg in die Elektromobilität
Der Lotus Emeya ist ein beeindruckendes Debüt im Segment der elektrischen Hochleistungs-SUVs. Mit seiner atemberaubenden Optik, der brachialen Leistung und der rekordverdächtigen Ladegeschwindigkeit setzt er neue Maßstäbe in der Elektromobilität.
Allerdings offenbart er auch einige Schwächen, insbesondere im Fahrwerksbereich und bei der Effizienz. Das manchmal unberechenbare Fahrverhalten bei hohen Geschwindigkeiten und der vergleichsweise hohe Verbrauch trüben das ansonsten sehr positive Gesamtbild etwas.
Für Technik-Enthusiasten und Fans exklusiver Automobile ist der Emeya dennoch eine äußerst interessante Option. Er bietet ein Fahrerlebnis der Extraklasse, gepaart mit modernster Elektrotechnik und einem Design, das seinesgleichen sucht.
Wer auf der Suche nach einem alltagstauglichen Elektro-SUV mit Supersportwagen-Genen ist und dabei nicht den letzten Cent auf die Effizienz schauen muss, findet im Lotus Emeya einen faszinierenden Begleiter. Er mag zwar nicht in allen Belangen perfekt sein, aber er ist zweifellos eines der aufregendsten Elektroautos, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. Lotus hat mit dem Emeya einen beachtlichen Einstieg in die Welt der Elektromobilität geschafft. Mit etwas Feinschliff beim Fahrwerk und der Effizienz könnte der Emeya in Zukunft sogar zum Klassenprimus aufsteigen. Schon jetzt ist er eine ernstzunehmende Alternative zu etablierten Größen wie dem Porsche Taycan und setzt neue Maßstäbe in Sachen Ladegeschwindigkeit und Design