Mehrere Medien berichten aktuell über die von Sixt gemeldete Negativbilanz im Jahr 2024 und den daraus resultierenden Gewinn für Anteilseigner. Und bei den meisten Berichten ist die stagnierende Nachfrage bei Elektroautos der Hauptgrund.
Elektroauto Nachfrage sinkt – Aber das ist nicht die ganze Geschichte
Die tatsächlichen Ergebnisprognosen von Sixt möchte ich hier nicht noch einmal durchgehen, da diese in allen anderen Berichten detailliert erwähnt werden. Viel interessanter ist der Tenor von allen Artikeln: Elektroautos sind an der Entwicklung schuld. Und wenn man sich die Tatsachen etwas genauer anschaut, ist durchaus Wahrheit an der Aussage, aber es ist eben nicht die ganze Geschichte.
Zum Einen ist der erste Quartal des Jahres für Sixt ein „traditionell schwacher Quartal“ und trotzdem wurde laut Reuters ein Umsatzzuwachs im Vergleich zum Vorjahr von 85 Millionen Euro erzielt. Hier wird oft der sinkende Restwert von Elektroautos dann im Kontext gesetzt, der natürlich höhere Kosten verursacht und dementsprechend den am Ende erzielten Gewinn verringert.
Was die weiteren Gründe und Kosten angeht bespricht keiner, weil es natürlich die Geschichte rund um die Elektroautos und ihrem „Fiasko“ nicht besonders unterstützen würde. Aber ganz erschließt es mir nicht, was die fehlende Unterstützung der Politik damit zu tun haben soll und warum dies so „plötzlich“ kommt, denn es war bereits abzusehen das die Restwerte deutlich anders fallen würden, wie bei Verbrennern.
Es ist eine komplett neue und noch nicht in der Masse angekommene und verstandene Technik. Viele Interessierte haben Sorge einen „gebrauchten“ Elektrofahrzeug zu kaufen, meistens mit der Angst vor einer bereits angeschlagenen Batterie und somit einem hohen Risiko. Dass dies eigentlich nicht Risikoreicher ist als ein gebrauchten Verbrenner zu kaufen, dazu gibt es bereits genug Studien und auch Informationen die zur Verfügung stehen, jedoch ist das Bedenken einfach in den Köpfen der Menschen.
Und ja, zusätzlich kommt natürlich die Tatsache, dass durch den Wegfall der Elektromobilitäts-Förderung 2024 es einfach zu viel Angebot und zu wenig Nachfrage gibt. Hersteller bringen neue Modelle raus, der Gebrauchtwagenmarkt ist noch zu neu und unbekannt und aktuell sind Finanzierungen und Leasing-Angebote deutlich teurerer, durch den hohen Zinssatz, wie noch in den letzten 2 bis 3 Jahren.
Dies führt natürlich dazu, dass gerade der Gebrauchtwagenmarkt übersättigt wird und somit keine hohen Preise im Verkauf erzielt werden können. Meiner Meinung nach, gibt es aber einen anderen Grund warum Elektroautos bei Sixt nicht wirklich sinnvoll sind: Die Art und Weise wie diese sinnvoll genutzt werden können passt nicht zu einem Mietmodell.
Elektroautos mieten ist einfach nicht attraktiv
Der Grund ist einfach: Ein Mietwagen wird meistens aus 3 Gründen gebucht – Urlaub, Geschäftsreise oder ein schneller Trip von A nach B. Und all diese Grundmotivationen für die Anmietung haben zwei gemeinsamen Nenner: Sie sind alle nicht mit dem Wohnsitz der jeweiligen Personen verbunden und man möchte meistens keine Zeit bei diesen Unternehmungen verlieren. Warum dies wichtig ist? Ein Elektroauto ist am Effizientesten, wenn man ihn am eigenen Wohnsitz laden kann, besonders über Nacht oder wenn man längere Zeit an diesem Ort verweilt. Und diese Möglichkeit zur Ladung hat man sehr selten im Urlaub, noch seltener auf Geschäftsreisen und schon gar nicht auf einem schnellen Trip von A nach B.
Ebenso wenig möchten Menschen in diesen Situationen längere Zeit, auch wenn wir hier im Schnitt von 20 bis 30 Minuten sprechen, an Schnellladesäulen verbringen. Dafür fehlt die Erfahrung und das Verständnis für die allgemeine Handhabung und Funktionalität von Elektroautos, wodurch man dann eher zu dem gewohnten Verbrenner greift, sei es einfach aus Gewohnheit oder Sicherheit. Die aktuell weiterhin alles andere als perfekte E-Mobilität Infrastruktur ist auch hier wenig Hilfreich.