In der 27ten Episode vom Elektroauto Supertest vom 09. August 2023 auf dem YouTube-Kanal von auto motor und sport wird der Toyota bZ4X einem intensiven Elektroauto-Supertest unterzogen.
Toyota, der Pionier der Hybrid-Technologie, hat mit dem bZ4X seinen ersten vollelektrischen SUV auf den Markt gebracht. Doch kann der japanische Autohersteller auch im rein elektrischen Segment glänzen?
- Design und Qualität: Konservativ, aber zweckmäßig
- Raumangebot und Praktikabilität: Großzügig, aber mit Einschränkungen
- Stadttauglichkeit: Kompakt für seine Klasse
- Fahrdynamik: Sicher, aber uninspiriert
- Bedienung: Zwischen Tradition und Moderne
- Verbrauch: Toyotas Stärke zeigt sich
- Reichweite und Laden: Licht und Schatten
- Komfort: Nicht ganz auf der Höhe
- Assistenzsysteme und Elektroauto-Funktionen: Noch Nachholbedarf
- Fazit: Ein solider Einstieg mit Verbesserungspotenzial
- AMS YouTube Video zu dem Toyota bZ4x
Design und Qualität: Konservativ, aber zweckmäßig
Der Toyota bZ4X präsentiert sich optisch als klassischer SUV mit einigen futuristischen Elementen. Die Karosserie wirkt robust, wenn auch nicht besonders aufregend. An den Seiten finden sich Kunststoffverkleidungen, die zwar nicht hochwertig aussehen, aber praktisch sind, um kleinere Rempler abzufangen.
Bei genauerer Betrachtung fallen jedoch einige Schwächen auf. Die Blechqualität wirkt dünn, was sich in einem ungewöhnlichen Schwingen der Karosserie beim Schließen der Motorhaube zeigt. Auch die Spaltmaße sind teilweise großzügig bemessen, insbesondere am Kofferraum. Positiv fällt dagegen die saubere Integration der Ladeklappe auf.
Im Innenraum setzt sich der zwiespältige Eindruck fort. Die Verarbeitung wirkt grundsolide und langlebig, wie man es von Toyota gewohnt ist. Die Stoffbezüge an der Armaturentafel sind ein interessantes Detail. Allerdings finden sich auch hier günstig wirkende Hartplastik-Elemente und nicht perfekt verarbeitete Teile wie die Lautsprecherabdeckungen.
Insgesamt erhält der bZ4X für Qualität und Anmutung 3,5 von 6 möglichen Sternen – ein durchschnittliches Ergebnis, das Toyotas Potenzial in diesem Bereich nicht voll ausschöpft.
Raumangebot und Praktikabilität: Großzügig, aber mit Einschränkungen
In puncto Platzangebot kann der bZ4X durchaus punkten. Der Innenraum ist großzügig bemessen, was sich besonders im Fond bemerkbar macht. Selbst großgewachsene Personen finden hier ausreichend Bein- und Kopffreiheit.
Der Kofferraum fasst laut Toyota 452 Liter und wirkt in der Praxis sogar noch etwas geräumiger. Ein doppelter Boden bietet zusätzlichen Stauraum, ist allerdings weitgehend mit Kabeln belegt. Hier zeigt sich ein Manko: Ein „Frunk“ (Front Trunk) unter der Motorhaube fehlt, wodurch weniger Platz für die Unterbringung von Ladekabeln zur Verfügung steht.
Die Zuladung von 495 kg ist für ein Elektroauto dieser Klasse gut bemessen. Die Anhängelast von 750 kg fällt dagegen eher bescheiden aus.
Ein ungewöhnliches Detail: Der bZ4X verzichtet auf ein klassisches Handschuhfach. Stattdessen finden sich alternative Ablagemöglichkeiten im Innenraum.
Für das Raumangebot erhält der Toyota 4,5 von 6 Sternen – ein gutes Ergebnis, das die Praktikabilität des Elektro-SUVs unterstreicht.
Stadttauglichkeit: Kompakt für seine Klasse
Mit einer Länge von 4,69 Metern und einer Breite von 1,86 Metern (ohne Außenspiegel) bewegt sich der bZ4X im mittleren Segment der SUVs. Für Stadtfahrten ist er damit noch gut handhabbar.
Die Übersichtlichkeit beim Einparken ist dank Kameras und Sensoren gegeben, wobei die breiten C-Säulen die direkte Sicht nach hinten einschränken. Der Wendekreis von 11,80 Metern ist für ein Fahrzeug dieser Größe beachtlich gut und erleichtert das Manövrieren in engen Straßen.
Insgesamt erhält der bZ4X für seine Stadttauglichkeit 3,5 von 6 Sternen – ein respektables Ergebnis für einen SUV dieser Größenordnung.
Fahrdynamik: Sicher, aber uninspiriert
In Sachen Fahrdynamik zeigt der bZ4X Schwächen. Der Frontantrieb mit 204 PS (150 kW) beschleunigt das fast zwei Tonnen schwere Fahrzeug in 7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h – 0,4 Sekunden langsamer als von Toyota angegeben.
Die Lenkung ist präzise, aber nicht besonders direkt. Das Fahrverhalten lässt sich als sicher, aber träge beschreiben. In Kurven neigt der bZ4X stark zum Untersteuern, was durch die verwendeten rollwiderstandsoptimierten Reifen noch verstärkt wird.
Besonders kritisch fällt der Bremstest aus: Mit über 39 Metern Bremsweg aus 100 km/h zeigt der bZ4X eine der schlechtesten Bremsleistungen im Vergleich zu anderen getesteten Elektroautos. Dies ist hauptsächlich auf die Verwendung von rollwiderstandsoptimierten Reifen zurückzuführen, die zwar den Verbrauch senken, aber die Bremswirkung deutlich verschlechtern.
Für die Fahrdynamik erhält der Toyota lediglich 2 von 6 Sternen – ein enttäuschendes Ergebnis, das zeigt, dass hier noch erhebliches Verbesserungspotenzial besteht.
Bedienung: Zwischen Tradition und Moderne
Bei der Bedienung setzt Toyota auf eine Mischung aus konventionellen Bedienelementen und modernen Displays. Viele Funktionen lassen sich über physische Tasten steuern, was in der Praxis oft intuitiver ist als reine Touch-Bedienung. Auch das Lenkrad verfügt über echte Tasten statt Touchflächen.
Das Hauptdisplay ist gut positioniert und leicht ablesbar. Allerdings wirkt die Menüführung teilweise veraltet und umständlich, besonders bei der Bedienung von Elektroauto-spezifischen Funktionen. Die Einstellung der Geschwindigkeit beim adaptiven Tempomat erfolgt in ungewöhnlichen 5-km/h-Schritten, was die Bedienung erschwert.
Positiv fallen die großen, gut erreichbaren Tasten für wichtige Funktionen wie Klimaanlage und Lautstärke auf. Negativ ist dagegen die komplizierte Menüführung für Elektroauto-Funktionen wie Ladeeinstellungen.
Insgesamt erhält der bZ4X für die Bedienung 4 von 6 Sternen – ein ordentliches Ergebnis, das aber auch Raum für Verbesserungen lässt.
Verbrauch: Toyotas Stärke zeigt sich
In Sachen Effizienz kann der bZ4X überzeugen. Mit einem Testverbrauch von 17 kWh/100 km zeigt sich der Elektro-SUV von Toyota erstaunlich sparsam. Besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten und im Stadtverkehr glänzt er mit Verbrauchswerten, die selbst einige Kompaktwagen nicht erreichen.
Auf der Autobahn bei 120 km/h liegt der Verbrauch bei knapp über 20 kWh/100 km – ein sehr guter Wert für ein Fahrzeug dieser Größe und Gewichtsklasse. Die Effizienz ist teilweise sogar besser als die des deutlich kompakteren VW ID.3.
Zu diesem guten Ergebnis tragen mehrere Faktoren bei: Der Permanentmagnet-Synchronmotor, die aerodynamische Karosserie mit einem geschätzten cw-Wert von 0,25-0,26 und nicht zuletzt die rollwiderstandsoptimierten Reifen. Letztere verbessern zwar den Verbrauch, gehen aber zu Lasten der Fahrdynamik und des Bremsverhaltens.
Für den Verbrauch erhält der Toyota bZ4X hervorragende 4,5 von 6 Sternen – ein Bereich, in dem sich Toyotas Erfahrung mit effizienten Antrieben deutlich zeigt.
Reichweite und Laden: Licht und Schatten
Die Reichweite des bZ4X fällt trotz des niedrigen Verbrauchs nur durchschnittlich aus. Der Grund dafür liegt in der Batteriekapazität: Toyota gibt 71,4 kWh brutto an, wovon angeblich 64 kWh nutzbar sein sollen. Messungen im Test ergaben jedoch einen tatsächlich nutzbaren Energieinhalt von nur 56-57 kWh – deutlich weniger als vom Hersteller angegeben.
Im Praxistest erreichte der bZ4X eine Reichweite von 335 km im gemischten Betrieb. Bei konstant 120 km/h auf der Autobahn sind es 284 km. Lädt man die Batterie nur zu 80% (was für längere Reisen empfohlen wird), reduziert sich die Reichweite auf der Autobahn auf 227 km zwischen den Ladestopps.
An der Schnellladesäule kann der bZ4X mit bis zu 150 kW laden. Die Ladekurve zeigt, dass er im niedrigen Ladebereich konstant hohe Leistungen von über 140 kW erreicht, bevor die Leistung stufenweise abfällt. Von 10% auf 80% Batteriestand lädt er mit durchschnittlich 80 kW.
In der Praxis bedeutet das: Die ersten 100 km Reichweite sind in 8 Minuten nachgeladen, für 200 km benötigt man 26 Minuten und für 300 km bereits 48 Minuten. Diese Werte sind für die Fahrzeugklasse durchschnittlich.
Ein Manko: Der bZ4X verfügt nicht über eine aktive Batterievorkonditionierung. Bei kalten Temperaturen könnte dies zu deutlich längeren Ladezeiten führen.
Für Reichweite und Laden erhält der Toyota 3 von 6 Sternen – ein mittelmäßiges Ergebnis, das vor allem durch die geringere als angegebene Batteriekapazität beeinträchtigt wird.
Komfort: Nicht ganz auf der Höhe
In Sachen Fahrkomfort kann der bZ4X nicht vollständig überzeugen. Das Fahrwerk, bestehend aus einer MacPherson-Aufhängung vorne und Einzelradaufhängung hinten, arbeitet zwar grundsätzlich ordentlich, vermittelt aber kein besonders komfortables Fahrgefühl.
Trotz der 18-Zoll-Räder mit relativ hoher Flanke werden Unebenheiten spürbar ins Fahrzeug übertragen. Bei höheren Geschwindigkeiten macht sich zudem eine gewisse Unruhe im Fahrzeug bemerkbar.
Besonders auffällig ist die Geräuschkulisse. Mit knapp 69 Dezibel bei Autobahngeschwindigkeit gehört der bZ4X zu den lautesten Elektroautos im Test. Die Geräuschdämmung fällt deutlich hinter der Konkurrenz zurück, was besonders auf längeren Strecken störend sein kann.
Für den Komfort erhält der Toyota lediglich 4 von 6 Sternen – ein enttäuschendes Ergebnis für ein Fahrzeug, das nicht auf Sportlichkeit, sondern eher auf Komfort ausgelegt sein sollte.
Assistenzsysteme und Elektroauto-Funktionen: Noch Nachholbedarf
Bei den Fahrerassistenzsystemen bietet der bZ4X ein solides, wenn auch nicht herausragendes Paket. Spurhalteassistent und adaptiver Tempomat funktionieren zuverlässig. Die Verkehrszeichenerkennung arbeitet ebenfalls ordentlich.
Kritik gibt es für die umständliche Bedienung spezieller Funktionen, die oft nur über verschachtelte Menüs erreichbar sind. Besonders störend: Eine Aufmerksamkeitswarnung, die den Fahrer häufig und teils unnötig ermahnt, auf die Straße zu schauen.
In Bezug auf Elektroauto-spezifische Funktionen zeigt der bZ4X deutliche Schwächen. Eine intelligente Routenplanung mit automatischer Einplanung von Ladestopps fehlt komplett. Auch die Anzeige von Ladestationen auf der Karte ist umständlich zu bedienen.
Für Assistenzsysteme und Elektroauto-Funktionen erhält der Toyota nur 2,5 von 6 Sternen – ein Bereich, in dem noch erheblicher Nachholbedarf besteht.
Fazit: Ein solider Einstieg mit Verbesserungspotenzial
Der Toyota bZ4X zeigt, dass der japanische Autohersteller auch im Bereich der reinen Elektrofahrzeuge Potenzial hat, dieses aber noch nicht voll ausschöpft. Mit einer Gesamtbewertung von 3,5 von 6 Sternen positioniert sich der bZ4X im Mittelfeld der Elektro-SUVs.
Zu den Stärken des Fahrzeugs gehören zweifellos der niedrige Verbrauch und die daraus resultierende Effizienz. Hier zeigt sich Toyotas langjährige Erfahrung im Bau sparsamer Fahrzeuge. Auch das großzügige Raumangebot und die solide Verarbeitung sprechen für den bZ4X.
Auf der anderen Seite offenbaren sich Schwächen in Bereichen, die für ein modernes Elektroauto wichtig sind. Die Reichweite fällt trotz des niedrigen Verbrauchs nur durchschnittlich aus, was auf die geringere als angegebene Batteriekapazität zurückzuführen ist. Die Ladegeschwindigkeit ist zwar akzeptabel, kann aber nicht mit den Klassenbesten mithalten.
Besonders enttäuschend sind die Fahrdynamik und das Bremsverhalten. Hier zeigt sich, dass Toyota bei der Abstimmung noch Nachholbedarf hat. Auch der Fahrkomfort und die Geräuschdämmung bleiben hinter den Erwartungen zurück.
Im Bereich der Elektroauto-spezifischen Funktionen und der Bedienung zeigt sich, dass Toyota den Umstieg auf die reine Elektromobilität noch nicht vollständig vollzogen hat. Hier fehlen wichtige Features, die Konkurrenten bereits anbieten.
Insgesamt ist der bZ4X ein solider erster Versuch von Toyota im Segment der Elektro-SUVs, der jedoch noch deutliches Verbesserungspotenzial aufweist. Für Kunden, die Wert auf Effizienz und Zuverlässigkeit legen und mit den genannten Einschränkungen leben können, könnte der bZ4X dennoch eine interessante Option darstellen.
Das aktuelle Elektroauto Supertest Ranking von allen bisherigen Elektroauto Supertests könnt ihr auf der Ranking Seite einsehen und bei Verständnis Fragen euch auch die Bewertungskriterien durchlesen.
AMS YouTube Video zu dem Toyota bZ4x
Bildquellen
- Toyota bZ4x Rating Snippet: @Toyota