In der sechszehnten Episode vom Elektroauto Supertest vom 22. Juni 2022 auf dem YouTube-Kanal von auto motor und sport hat Alex Bloch den Mini Cooper SE einem umfassenden Supertest unterzogen.
Der ikonische Mini geht mit der Zeit und präsentiert sich als vollelektrische Version. Der Mini Cooper SE verspricht, den typischen Mini-Charme mit moderner Elektromobilität zu verbinden. Doch kann der kleine Brite die hohen Erwartungen erfüllen?
- Design und Qualität: Mini bleibt sich treu
- Raumangebot: Kompakt, aber clever
- Antrieb und Fahrverhalten: Typisches Mini-Feeling
- Effizienz und Reichweite: Sparmeister mit Einschränkungen
- Laden und Reisetauglichkeit: Urbaner Stromer mit Einschränkungen
- Komfort und Fahrwerk: Sportlich, aber nicht unbequem
- Bedienung und Infotainment: Zwischen Charme und Kompromissen
- Preis und Ausstattung: Premium hat seinen Preis
- Fazit: Charmanter Stadtflitzer mit klarem Fokus
- AMS YouTube Video zu dem Mini Cooper SE
Design und Qualität: Mini bleibt sich treu
Der erste Blick auf den Mini Cooper SE verrät: Hier ist eindeutig ein Mini unterwegs. Die charakteristische Form und die kultigen Designelemente sind auch in der Elektroversion erhalten geblieben. Doch der elektrische Mini überrascht nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Verarbeitungsqualität.
Bei genauer Betrachtung fallen die präzisen Spaltmaße und die hochwertigen Materialien auf. Die Karosserie zeigt sich makellos verarbeitet, ohne Rostansätze oder minderwertige Komponenten. Im Innenraum setzt sich der positive Eindruck fort. Weiche Oberflächen, echte Metallelemente und sorgfältig verarbeitetes Leder vermitteln ein Premium-Gefühl, das man in dieser Fahrzeugklasse nicht unbedingt erwartet.
Besonders lobenswert sind die durchdachten Details wie gummierte Drehregler oder die hochwertigen Kippschalter, die an ein Flugzeugcockpit erinnern. Die Verarbeitungsqualität des Mini Cooper SE übertrifft nicht nur die Erwartungen für einen Kleinwagen, sondern kann sich auch in höheren Fahrzeugklassen sehen lassen.
Raumangebot: Kompakt, aber clever
Bei einem Mini erwartet man naturgemäß kein üppiges Platzangebot. Dennoch überrascht der Cooper SE mit einer cleveren Raumausnutzung. Vorne finden Fahrer und Beifahrer eine komfortable Sitzposition mit guter Einstellbarkeit. Die Sitze bieten angenehmen Seitenhalt und eine verstellbare Oberschenkelauflage – ein Komfortmerkmal, das man in dieser Klasse selten findet.
Auch im Fond gestaltet sich das Platzangebot überraschend großzügig. Erwachsene können hier durchaus bequem sitzen, wenn auch mit leichten Einschränkungen bei der Kopffreiheit. Der Kofferraum fasst 211 Liter, was für Kleineinkäufe und den täglichen Bedarf ausreicht. Clever: Eine zusätzliche Klappe bietet Stauraum für Ladekabel.
Ein Manko für Familien: Als Dreitürer erschwert der Mini Cooper SE den Einbau von Kindersitzen. Hier zeigen sich die Grenzen des kompakten Konzepts. Mit einer Zuladung von 390 kg schlägt sich der elektrische Mini aber besser als manch größerer Konkurrent.
Antrieb und Fahrverhalten: Typisches Mini-Feeling
Herzstück des Mini Cooper SE ist sein Elektromotor, der ursprünglich aus dem BMW i3 stammt. Mit 135 kW (184 PS) sorgt er für spritzige Fahrleistungen. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt in 7,3 Sekunden – ein Wert, der zum agilen Charakter des Mini passt.
Auf kurvigen Strecken zeigt der Cooper SE seine Stärken. Das direkte Lenkgefühl und die straffe, aber gut abgestimmte Federung sorgen für echtes Go-Kart-Feeling. Der tiefe Schwerpunkt dank der im Unterboden verbauten Batterien trägt zusätzlich zur guten Straßenlage bei.
Ein kleiner Wermutstropfen ist die auf 150 km/h begrenzte Höchstgeschwindigkeit. Für ein Auto mit sportlichem Anspruch hätte man sich hier etwas mehr erhofft. Im Stadtverkehr und auf Landstraßen spielt der Mini aber seine Stärken voll aus und bereitet mit seiner Agilität viel Fahrspaß.
Effizienz und Reichweite: Sparmeister mit Einschränkungen
In Sachen Effizienz kann der Mini Cooper SE überzeugen. Im Test erreichte er einen Durchschnittsverbrauch von 15,8 kWh pro 100 km – ein hervorragender Wert, der nur knapp über dem des Fiat 500e liegt. Besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten zeigt sich der Mini sehr sparsam, was ihn zum idealen Stadtauto macht.
Die Kehrseite der Medaille ist die begrenzte Reichweite. Mit einer nutzbaren Batteriekapazität von 28,9 kWh kommt der Cooper SE im Idealfall etwa 240 km weit. Bei höheren Geschwindigkeiten oder kalten Temperaturen reduziert sich dieser Wert deutlich. Für den täglichen Pendelverkehr und Stadtfahrten ist das völlig ausreichend, Langstrecken erfordern jedoch sorgfältige Planung und häufigere Ladestopps.
Ein Pluspunkt ist die serienmäßige Wärmepumpe, die besonders im Winter für eine effizientere Nutzung der Batterieenergie sorgt. Auch die Rekuperation ist gut gelöst: Der Fahrer kann zwischen zwei Stufen wählen und so die Energierückgewinnung an seinen Fahrstil anpassen.
Laden und Reisetauglichkeit: Urbaner Stromer mit Einschränkungen
Bei der Ladegeschwindigkeit zeigt sich der Mini Cooper SE von seiner konservativen Seite. Die maximale Ladeleistung von 50 kW an Schnellladesäulen ist im Vergleich zu moderneren Elektroautos eher bescheiden. In der Praxis bedeutet das, dass eine Ladung von 10 auf 80 Prozent etwa 35 Minuten in Anspruch nimmt.
Für den Alltag in der Stadt ist das völlig ausreichend. Wer jedoch häufig längere Strecken zurücklegt, wird die begrenzten Lademöglichkeiten als Einschränkung empfinden. Eine 800-km-Strecke würde inklusive der notwendigen Ladestopps über 10 Stunden in Anspruch nehmen – deutlich länger als mit einem konventionellen Fahrzeug oder einem Elektroauto der neuesten Generation.
Die Ladeplanung im Fahrzeug selbst lässt ebenfalls Raum für Verbesserungen. Zwar kann der Fahrer Ladezeiten und Klimatisierung planen, eine intelligente Routenplanung mit automatischer Einbeziehung von Ladestopps fehlt jedoch. Hier zeigt sich, dass der Mini Cooper SE auf einer umgerüsteten Verbrennerplattform basiert und nicht als reines Elektroauto konzipiert wurde.
Komfort und Fahrwerk: Sportlich, aber nicht unbequem
Wer einen Mini fährt, erwartet in der Regel keine Sänfte. Der Cooper SE überrascht jedoch mit einem gut abgestimmten Fahrwerk, das Komfort und Sportlichkeit geschickt verbindet. Die aufwendige Multilenker-Hinterachse, die in dieser Fahrzeugklasse keine Selbstverständlichkeit ist, trägt zu einem ausgewogenen Fahrverhalten bei.
Auf welliger Fahrbahn zeigt sich der Mini Cooper SE erstaunlich souverän. Kleine Unebenheiten werden gut geschluckt, ohne dass das typische Mini-Feeling verloren geht. Bei größeren Hindernissen macht sich die straffe Grundabstimmung zwar bemerkbar, insgesamt bietet der elektrische Mini aber einen für seine Klasse überdurchschnittlichen Fahrkomfort.
Positiv fällt auch die gute Geräuschdämmung auf. Wind- und Abrollgeräusche dringen nur gedämpft in den Innenraum, was besonders bei höheren Geschwindigkeiten angenehm auffällt. In puncto Lärmkomfort kann der Mini Cooper SE durchaus mit Fahrzeugen aus höheren Klassen mithalten.
Bedienung und Infotainment: Zwischen Charme und Kompromissen
Das Cockpit des Mini Cooper SE präsentiert sich als gelungene Mischung aus Retro-Charme und moderner Funktionalität. Klassische Elemente wie die großen, runden Instrumente treffen auf zeitgemäße Ausstattung wie ein Head-up-Display. Die Bedienung erfolgt über eine Kombination aus physischen Tasten, Touchscreen und einem zentralen Dreh-Drück-Steller.
Besonders lobenswert sind die gut erreichbaren und haptisch angenehmen Bedienelemente für Klimaanlage und wichtige Fahrzeugfunktionen. Der zentrale Touchscreen ist in das charakteristische runde Mittelelement integriert, was zwar optisch ansprechend ist, aber zu Kompromissen bei der Bedienbarkeit führt. Die Displayfläche ist relativ klein und die Schrift teilweise schwer lesbar, besonders während der Fahrt.
Die Menüführung des Infotainmentsystems ist nicht immer intuitiv und erfordert eine gewisse Eingewöhnungszeit. Hier zeigt sich, dass Design manchmal auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit geht. Dennoch bietet das System alle wichtigen Funktionen und lässt sich nach einer Lernphase gut bedienen.
Ein Kritikpunkt sind die etwas wackeligen Lenkradtasten, die besonders bei der Bedienung des Tempomats für Frustration sorgen können. Insgesamt bietet der Mini Cooper SE aber eine solide Bedienbarkeit, die den Charme des Fahrzeugs unterstreicht, auch wenn sie nicht in allen Bereichen perfekt ist.
Preis und Ausstattung: Premium hat seinen Preis
Mit einem Einstiegspreis von rund 32.000 Euro (Stand 2024) positioniert sich der Mini Cooper SE im oberen Segment der Elektro-Kleinwagen. In der gut ausgestatteten Testversion liegt der Preis sogar bei über 40.000 Euro – eine stolze Summe für ein Auto dieser Größe.
Für den Preis erhält der Käufer jedoch ein Fahrzeug mit Premium-Anmutung und guter Grundausstattung. Serienmäßig sind unter anderem LED-Scheinwerfer, ein Navigationssystem und verschiedene Fahrassistenzsysteme wie ein adaptiver Tempomat an Bord. Die Verarbeitungsqualität und die hochwertigen Materialien rechtfertigen den Aufpreis gegenüber günstigeren Konkurrenten zumindest teilweise.
Dennoch sollten potenzielle Käufer genau abwägen, ob der Mini Cooper SE ihren Anforderungen entspricht. Für den städtischen Einsatz und als Zweitwagen ist er hervorragend geeignet. Wer jedoch häufig längere Strecken zurücklegt oder mehr Platz benötigt, findet in dieser Preisklasse möglicherweise praktischere Alternativen.
Fazit: Charmanter Stadtflitzer mit klarem Fokus
Der Mini Cooper SE beweist eindrucksvoll, dass Elektromobilität und Fahrspaß kein Widerspruch sein müssen. Mit seiner agilen Fahrweise, dem effizienten Antrieb und der hochwertigen Verarbeitung setzt er Maßstäbe in der Klasse der elektrischen Kleinwagen. Besonders im urbanen Umfeld spielt der Mini seine Stärken voll aus und bereitet mit seiner quirligen Art viel Freude.
Gleichzeitig muss der potenzielle Käufer einige Kompromisse eingehen. Die begrenzte Reichweite und die verhaltene Ladegeschwindigkeit schränken die Reisetauglichkeit ein. Auch das Platzangebot stößt trotz cleverer Raumausnutzung an Grenzen, die besonders Familien zu spüren bekommen.
Der relativ hohe Preis positioniert den Mini Cooper SE klar im Premium-Segment. Dafür erhält der Kunde aber auch ein Fahrzeug mit Charakter, das sich in puncto Verarbeitung und Fahrdynamik deutlich von günstigeren Alternativen abhebt.
Insgesamt erreicht der elektrische Mini im Test eine Bewertung von 3,35 von 5 Sternen – ein solides Ergebnis, das die Stärken und Schwächen des Fahrzeugs widerspiegelt. Für Stadtbewohner, die Wert auf Individualität und Fahrspaß legen und die Einschränkungen bei Reichweite und Platzangebot akzeptieren können, ist der Mini Cooper SE eine attraktive Option im wachsenden Markt der Elektrokleinwagen. Er beweist, dass der Übergang zur Elektromobilität nicht auf Kosten von Charakter und Fahrvergnügen gehen muss.
Das aktuelle Elektroauto Supertest Ranking von allen bisherigen Elektroauto Supertests könnt ihr auf der Ranking Seite einsehen und bei Verständnis Fragen euch auch die Bewertungskriterien durchlesen.
AMS YouTube Video zu dem Mini Cooper SE
Bildquellen
- Mini Cooper SE Rating Snippet: @Mini